Deutsche Welle, Monitor Ost- / Südosteuropa, 13.11.2003
Posen, 13.11.2003, WPROST ONLINE WIADOMOSCI, poln.
Das Institut für Nationales Gedenken (IPN) hat seine Initiative vorgestellt, ein Europäisches Zentrum zur Untersuchung von Verbrechen zu errichten, die im Kommunismus und Nationalsozialismus begangen wurden. Dies teilte Professor Leon Kieres, der Vorsitzende des IPN, auf der Eröffnung der Ausstellung in Olsztyn (Allenstein) »Die Vertriebenen und die Verschleppten: Warmia i Mazury (Ermland und Masuren) 1945–1949« mit.
Professor Kieres betonte, dass Polen das europäische Land sei, das unter der Verwirklichung der Ideen der totalitären Systeme wahrscheinlich am schlimmsten zu leiden hatte. »Aus diesem Grunde appelliere ich von hier aus, von Olsztyn, von der polnischen Stadt Olsztyn und als Vorsitzender des Institutes für Nationales Gedenken, ein Europäisches Zentrum zu gründen, das sich nicht nur mit den Deportationen und Vertreibungen befassen sollte, sondern auch mit den wissenschaftlichen Untersuchungen der totalitären Systeme, und das die Verbreitung des Wissens über das Ausmaß der Verbrechen zum Ziel hat, die durch diese zwei totalitären Systeme im zwanzigsten Jahrhundert verübt wurden«, betonte Professor Leon Kieres.
Er fügte hinzu, dass es dem IPN nicht darum geht, ein gesondertes wissenschaftliches Institut zu gründen. Seiner Meinung nach sollte dieses Zentrum im Rahmen eines gemeinsamen wissenschaftlichen Programms arbeiten und seine Ziele zusammen mit ähnlichen Institutionen in Mittel- und Osteuropa, in Litauen, Lettland, Estland, Tschechien, Rumänien, der Slowakei und Deutschland verwirklichen.
Professor Leon Kieres teilte außerdem mit, dass eine Zusammenarbeit zwischen entsprechenden Institutionen in Mittel- und Osteuropa bereits bestehe, indem Konferenzen und Ausstellungen organisiert sowie gemeinsame wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt und gemeinsame Veröffentlichungen herausgegeben werden.
Unter den Zielen des zukünftigen Zentrums erwähnte der Vorsitzende des Institutes für Nationales Gedenken vor allem die Information über sämtliche Folgen der totalitären Systeme, indem keine Einschränkung nur auf einen Aspekt, d. h. auf die Vertreibung stattfindet. »Dieses Zentrum würde sich auch mit dem Widerstand gegen die totalitären Systeme befassen und gesamteuropäische Programme für Bildung über die Geschichte Europas vorbereiten«, erklärte Professor Leon Kieres.
Seiner Ansicht nach könnte solch ein Zentrum in Warschau unter der Schirmherrschaft europäischer Institutionen und am besten unter der Schirmherrschaft des Europarates entstehen. »Es ist eine Stadt, in der die jüdische und polnische Bevölkerung in einer besonderen Weise durch die totalitären Systeme stigmatisiert wurde«, sagte Professor Leon Kieres. (Sta)