Zum Tod des tschechischen Dichters Jiří Gruša
Dirk Schümer

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 29.10.2011

Zuletzt war Jiří Gruša ein Schriftsteller, der sein Land und seine Sprache gewechslet hat. Andres als bei Joseph Conrad und ähnlich wie bei den russischen Kollegen Nabokov und Brodksy war der Sprachwechsel des 1938 in Pardubitz/Pardubice Geborenen kein freiwilliger. Seine Heimat wurde für den heranwachsenden eine Tschechoslowakei, die erst von den Deutschen verwüstet und der Juden beraubt worden war, dann expatriierte man die Deutschen und errichtete eindumpf-totalitäres Regime. Hier fühlte sich der Aufmüpfige nicht daheim. […] Gestern mittag ist Jiří Gruša bei einer Herzoperation gestorben. Dass er es gerne hörte, wenn man ihn – in der Folge von Kafka, Perutz, Rilke, Moniková – als letzten tschechischen Autor deutscher Zunge bezeichnete, kann Deutschland als Kompliment verbuchen.

  • Sprachwechsler

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