Andreas Platthaus

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 16.07.2011

Als Artur Klose Anfang der neunziger Jahre seine schlesische Heimat verließ, tat er es im Zorn. Als Sohn einer deutschstämmigen Familie hatte er in Polen nichts zu lachen. Heute lebt Klose als Comiczeichner und Illustrator in Kassel und veranstaltet vor allem in Osteuropa zahlreiche Workshops mit Kindern.

[…] Der Familienname ist wichtig, denn als Kind durfte er ihn nicht tragen. Weil es ein deutscher Name war und die Familie Klose in der Kleinstadt Krappitz im Oppelner Land wohnte, einer Region, aus der die meisten Deutschen 1945 vertrieben wurden, als Oberschlesien von den Alliierten größtenteils Polen zugesprochen wurde. »Kosa« musste sich die Familie Klose nennen, als Artur in den siebziger Jahren in die Schule kam, und dass dieses Wort auf Polnisch »Sense« bedeutet, ist auch dreißig Jahre später noch nicht verziehen. Darum war es ein Triumph, als die Kloses nach 1989 wieder ihren alten Namen führen durften. […] Er sprach damals kaum ein Wort Deutsch, denn auch das war in Polen verpönt gewesen. Aber er verstand sich als Deutscher. Das konnte auch nach 1989 immer noch provozieren. Als im deutschsprachigen schlesischen wochenblatt erste Arbeiten von ihm publiziert wurden, kritisierte die nowa trybuna opolska als größte Oppelner Tageszeitung die Konkurrentin heftig dafür. Mittlerweile hat man den verlorenen Sohn aber auch auf polnischer Seite ins Herz geschlossen, und die nowa trybuna hat Klose nun selbst als Zeichner ins Blatt geholt. »Er ist ein deutsch-polnischer Botschafter«, heißt es heute in Oppeln. […]