Diese Schlacht kennt jedes polnische Kind: 1410 standen sich in Masuren zwei Heere gegenüber – und die deutschen Ritter wurden geschlagen. Unser Autor wuchs dort auf und erklärt Polens großen Mythos
Artur Becker

Der Tagesspiegel • 11.07.2010

Als ich ein kleiner Junge war, in der Volksrepublik Polen der 70er Jahre, trug ich auf dem Spielplatz den Spitznamen Hans – wegen meiner deutschen Großmutter väterlicherseits. Und so musste ich, wenn wir wieder einmal Krieg spielten, in die Rolle des Bösewichts schlüpfen: Ich war dann ein Kreuzritter des Deutschen Ordens, bewaffnet mit Schwert und Schild. Wir schlugen die Schlacht bei Tannenberg, eine der größten Schlachten des späten Mittelalters. Meine Spielkameraden, oder in diesem Fall: meine Gegner, waren trotzdem mit modernsten Waffen ausgerüstet, zum Beispiel mit einer Spielzeugversion des T 34, eines sowjetischen Panzers aus dem Zweiten Weltkrieg. Dagegen konnte ich mit meinem Schwert natürlich wenig ausrichten. Unsere Schlacht endete wie das historische Vorbild: Die Deutschen – also ich – verloren, die Polen gewannen. […]