Deutsche Welle – Monitor Ost- / Südosteuropa, 04.07.2003
Warschau, 3.7.2003, PAP, poln.
Außenminister Wlodzimierz Cimoszewicz hat am Donnerstag (03.07.2003) erklärt, es gebe keinen offiziellen Standpunkt der Regierung über das »Zentrum gegen Vertreibungen«, er fürchte jedoch, diese Einrichtung könnte »wieder einmal die Gemüter erregen und Nationen spalten«.
Der deutsche Bund der Vertriebenen (BdV) hat im Jahre 2000 eine Stiftung gegründet, die in Berlin ein so genanntes Zentrum gegen Vertreibungen errichten will, ein Zentrum im Gedenken an die 15 Millionen Deutsche, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Mittel- und Osteuropa zwangsvertrieben wurden. Das Hauptanliegen eines solchen Zentrums wäre die Darstellung des Schicksals und des Leids der deutschen Vertriebenen. (...)
Nach Cimoszewiczs Ansicht ist die Idee, ein solches Zentrum zu errichten, sehr diskussionswürdig und strittig. »Ich frage mich, ob es mehr dem erforderlichen Gedenken an menschliche Dramen dienen wird oder ob es zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einer Einrichtung wird, die wieder einmal die Gemüter erregt und Nationen spaltet. Im zweiten Fall wäre es ein drastisches Missverständnis«, meint der polnische Diplomatiechef.
Der Sejmvorsitzende Marek Borowski brachte am Donnerstag in Berlin die Bereitschaft polnischer Parlamentarier zum Ausdruck, über den Entwurf eines europäischen Zentrums zu diskutieren, das den Zwangsdeportationen und Vertreibungen im Europa im 20. Jahrhundert gewidmet wäre. »Ich glaube, dass es nichts geben kann, worüber wir nicht diskutieren können. Und dem ist so, auch wenn wir zu bestimmten Ideen gewisse Vorbehalte haben«, sagte Borowski, der die Bundestagsdebatte über die Ratifizierung des Vertrages über die EU-Erweiterung beobachtete.
Am Montag hatte der SPD-Politiker Markus Meckel an die Polen den Appell gerichtet, sich an der Debatte über die Gestalt dieses kontroversen Zentrums zu beteiligen. (...) (TS)