Immer drängender führt die Literatur die Notwendigkeit von Geschichtsaufarbeitung vor Augen
Eva Profousová

Neue Zürcher Zeitung • 11.03.2006

[…] Das deutsche Erbe – oder die klaffende Lücke, die seine Verbannung und Verleugnung hinterlassen hat – wird in Tschechien immer deutlicher wahrgenommen; im Vergleich zu den polnischen Nachbarn (Olga Tokarczuk, Stefan Chwin, Pawel Huelle) allerdings, wo für diese Art Literatur sogar der Begriff »Grenzlandliteratur« geprägt wurde, haben die tschechischen Autoren noch einen langen Weg vor sich. Es zeigt sich, dass die Vertreibung der Deutschen nicht nur für sich allein – von ihrem historischen Kontext getrennt – betrachtet werden kann. Die Geschichte des deutsch-tschechischen Zusammenlebens darf genauso wenig ignoriert werden wie die durch die Vertreibung entstandenen Deformationen der Nachkriegs-Tschechoslowakei. […]