Hoffen auf »grünen Tourismus« im Donau-Delta
Ulrich Schmid

Neue Zürcher Zeitung • 07.04.2008

[…] Und zwischen den beiden Sumpflandschaften das südliche Bessarabien, der fruchtbarste Schwarzerdeboden Europas. Dies ist ein Korridor, durch den zahllose Volksstämme und Völker gewandert sind: Griechen, Hunnen, Rumänen, Moldauer, Russen und Türken, um nur die wichtigsten zu nennen. Auch Deutsche waren hier, in den bayerischen Lokalen Odessas trifft man ihre Nachfahren manchmal hinter Bier und Wurst. Sie besuchen die Orte, in denen ihre Eltern oder Großeltern wohnten: Siedlungen mit Namen wie Alexanderfeld, Großliebental oder Gnadenheim, die heute längst ukrainisiert sind und in denen kaum noch etwas an die Zeit vor 1940 erinnert. Anfang des 19. Jahrhunderts waren diese Menschen auf Einladung des europafreundlichen Zaren Alexander I. vor allem aus Württemberg und Ostpreußen eingewandert, zu Beginn des Krieges wurden sie dann von Hitler »heim ins Reich« geholt. Rund 150 deutsche Siedlungen gab es in Bessarabien, in denen zur Blütezeit über 90.000 Menschen wohnten. Die Aussiedler bekamen rund 60 Hektar Land, genossen Steuer- und Religionsfreiheit und brauchten keinen Militärdienst zu leisten. […]