In Triest arbeiteten die Außenseiter der Literatur, deren Ruhm auf sich warten ließ, James Joyce etwa, Italo Svevo und Umberto Saba. Eine Spurensuche
Veronika Eckl

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 17.01.2008

[…] Triest, die Hafenstadt an der Adria, am äußersten Ende Italiens und mitten in Europa gelegen, ist eine Metropole der Dichter, aber sie macht kein großes Aufhebens darum. Nur wer gezielt sucht, wird die gelben, orange- oder rosafarbenen Täfelchen an den Hauswänden bemerken, die wie mit einem leisen Flüstern Geschichten erzählen: Hier wohnte im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg James Jocye, der sich und seine kleine Familie nur mühsam als Englischlehrer durchbrachte und dessen Frau in dem zugigen Logis Depressionen bekam. Dort wurde Italo Svevo geboren, Kaufmann und verkannter Schriftsteller, der im entlegenen, damals noch habsburgischen Triest die literarische Moderne Italiens mit auf den Weg brachte. Und da drüben schrieb Umberto Saba seinen Canzoniere, einen der schönsten Gedichtzyklen der italienischen Sprache, den er 1921 trotzig im Eigenverlag veröffentlichte. […]