Der »Meister des fantastischen Realismus« in der Literatur, Leo Perutz, war in den 1920er-Jahren einer der meistgelesenen Romanciers – zum 125.Geburtstag, zum 50. Todestag.
Alexander Peer

Die Presse • 24.08.2008

[…] Im Zusammenhang mit dem »Turlupin«-Roman hat Wendelin Schmidt-Dengler anlässlich des zweiten Leo Perutz-Symposiums in Prag und in Wien im Jahr 2000 den saloppen, aber nicht minder tiefgehenden Befund formuliert: »Je präziser die Quellenangabe, umso größer die Lizenz zum Schwindel.« Perutz erfindet Ereignisse, die mit großen Ereignissen korrespondieren, etwa der Eroberung der Neuen Welt durch Cortes in Die dritte Kugel, die vereitelte Revolution im Frankreich Richelieus in Turlupin oder der verhängnisvollen Liebe Rudolphs II. zu der Jüdin Esther in Nachts unter der steinernen Brücke. Eine detailbesessene Recherche steht am Anfang. Diese spielt Perutz einige Bausteine der Geschichte in die Hände, die er dann mit neuen Elementen verziert, um schließlich ein eigenes, hübsch zu durchwanderndes »Haus der Geschichte« zu erstellen. […]