Zvi Yavetz’ »Erinnerungen an Czernowitz«
Roland H. Wiegenstein

Berliner Literaturkritik • 15.06.2007

»Ich liebe es, mich an freudige Ereignisse zu erinnern, und bin deshalb völlig mit denen einverstanden, die behaupten, dass Erinnerungen die Vergangenheit mit einem goldenen Pinsel übermalen.« Solch einen Pinsel hat der Althistoriker Zvi Yavetz benutzt, um seine Kindheit in Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina, zu »übermalen«, wo er 1925 geboren wurde. Sie zählte um 1931 wenig über hunderttausend Einwohner, von denen siebenundvierzig Prozent Juden waren, den Rest bildeten bereits im 18. Jahrhundert eingewanderte Deutsche, die dort »Schwaben« hießen, obwohl die wenigsten aus dem alemannischen Raum gekommen waren. Außerdem gab es Rumänen, Ruthenen (Weißrussen) und Russen. Völkerrechtlich gehörte die Bukowina nach der Zerschlagung des k.u.k. Kaiserreichs 1919 zu Rumänien. […]