Warnung vor »Opferkult« unnötig
Jochen-Konrad Fromme

Pressemitteilung • 13.03.2007

Zum Erfolg des ARD-Zweiteilers Die Flucht und zu den Aussagen des Historikers Hans-Ulrich Wehler erklärt der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jochen-Konrad Fromme MdB:

13,5 Millionen Menschen haben in Deutschland die Ausstrahlung des ARD-Zweiteilers Die Flucht verfolgt. Angesichts von heute rund 40 für nahezu jedermann empfangbaren Fernsehprogrammen ist dies mehr als beeindruckend. Die Sendungen haben Einschaltquoten erzielt wie sonst nur Wetten, dass …? oder internationale Fußballspiele. Der Erfolg belegt eines: Die Deutschen haben ein ehrliches Interesse daran, mehr über ein Kapitel ihrer Geschichte zu erfahren, das lange Zeit an den Rand gedrängt worden ist.

Bereits die vor wenigen Jahren ausgestrahlte Dokumentationsreihe Die große Flucht des Historikers Prof. Dr. Guido Knopp haben über fünf Millionen Menschen verfolgt, die Novelle Im Krebsgang von Günter Grass, die vor dem historischen Hintergrund des Untergangs der Wilhelm Gustloff spielt, wurde zum Bestseller.

Rund 15 Millionen Deutsche verloren als Flüchtlinge oder Vertriebene am Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat. Jede vierte deutsche Familie hat heute einen Vertriebenenhintergrund.

Beauftragt vom Haus der Geschichte hat das Institut Allensbach eine demoskopische Untersuchung veröffentlicht, die deutlich belegt hat, dass die Vertreibungsgeschichte im Interesse der Deutschen von großer Relevanz ist. Die Ausstellung Flucht, Vertreibung und Integration des Hauses der Geschichte hat ein sehr großes Publikum angezogen und auch die zeitlich begrenzte Ausstellung der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen hat über 60.000 Besucher angelockt.

Sowohl die Begleitung in den Medien als auch die Rezeption derjenigen, ob als Besucher, Zuschauer oder Leser, kündeten jeweils von einer sehr sachlichen Auseinandersetzung mit diesem Kapitel der Geschichte, ohne überschäumende Emotionen oder gar revanchistische Äußerungen gegen unsere Nachbarstaaten.

Zu der jetzt geäußerten Befürchtung des Historikers Hans-Ulrich Wehler, eine weitere Beschäftigung mit den Themen würde in Deutschland einen »Opferkult« entstehen lassen, gibt es keinen Anlass. Bisher waren alle Darstellungen in Deutschland außerordentlich solide.

Der ARD-Zweiteiler Die Flucht hat das Elend der Flüchtlinge aus dem deutschen Osten am Ende des Zweiten Weltkrieges dargestellt. Der Flucht folgte die millionenfache gewaltsame Vertreibung. Die Deutschen sind mehr als reif dafür, auch dieses Kapitel umfassend aufzuarbeiten. Auch wir Deutschen haben sechs Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg und nach Flucht und Vertreibung, wie auch unsere europäischen Nachbarn, das Recht auf Trauer und Erinnerung an unsere Opfer.

(Quelle: CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag)