Gisela Dachs

Die Zeit Nr. 45 • 28.10.2004

Wird der Krieg je ein Ende haben? Wie verzeiht man seinen Eltern? Was passiert, wenn Träume Wirklichkeit werden? Ein Gespräch mit dem Schriftsteller Amos Oz über seine Familie, über seine Heimat und über sein neues Buch »Eine Geschichte von Finsternis und Licht«

[…]
Zeit: Ihre Familiensaga, die in litauischen Dörfern und in Odessa beginnt und sich über 150 Jahre erstreckt, liegt unter dem dunklen Schatten Europas. Dabei hatten die Menschen, von denen Sie erzählen, Europa geliebt. Über Ihren Onkel heißt es, er sei ein überzeugter Europäer zu einer Zeit gewesen, als niemand ein Europäer war.
Oz: Ja, er und seine Familie waren ergebene Europäer. Sie liebten viele Sprachen, die Kunst, Kultur, Musik, Architektur, das gesamte Erbe von Europa, nicht nur das von Polen und Russland oder Deutschland. Aber sie lebten zu einer Zeit, als die einzigen Europäer in Europa die Juden waren. Man hat sie als Kosmopoliten abgestempelt. […]