Zum Tode des polnischen Dichters und Literatur-Nobelpreisträgers Czesław Miłosz
Rolf Michaelis

Die Zeit Nr. 35 • 19.08.2004

Nun hat er, der fast lebenslange Emigrant, doch in seiner »süßen europäischen Heimat«, ja auf der geliebten polnischen Erde, in der ihm heiligen Stadt Krakau sterben dürfen, 93 Jahre alt, der Dichter, Erzähler, Übersetzer, Literaturpofessor und Nobelpreisträger von 1980, Czesław Miłosz.

Mit dem Leben in der Fremde hatte sich der seit 1945 im Ausland arbeitende, seit 1960 an der Universität von Berkeley, Kalifornien, slawische Sprachen und Literatur lehrende Pole nicht nur abgefunden, sondern es auch als Künstlerlos angenommen: »Es ist unmöglich, heute von einem Dichter zu reden, ohne die Verbannung zu erwähnen. Für den Dichter von heute ist die Verbannung Schicksal, unabhängig davon, ob er in seinem Heimatland oder im Ausland lebt … Wenn wir das Exil als Schicksal akzeptieren, so wie wir es mit einer unheilbaren Krankheit tun, wird es uns helfen, unsere Selbsttäuschung zu durchschauen.« […]