Kurt Wolff, Paul Zsolnay und die Literatur der zwanziger Jahre
Herbert Ohrlinger

Neue Zürcher Zeitung • 03.07.2004

[…] Szenenwechsel: Schloss Oberufer bei Pressburg. Im mondänen Salon der Anfang des 20. Jahrhunderts geadelten Familie Zsolnay, deren Verdienst und beträchtliches Vermögen vor allem aus dem Tabakhandel stammten. In Zsolnays Salon verkehrten Hugo von Hofmannsthal und Gerhart Hauptmann, Richard Strauss und Arthur Schnitzler, Franz Werfel und Alma Mahler, regelmässige Gäste waren Richard Coudenhove-Kalergi und seine Frau, die Schauspielerin Ida Roland. Im Verlauf einer solchen Gesellschaft, in der es wiederholt um die Sorgen und Nöte der Schriftsteller mit ihren deutschen Verlegern ging, soll Ida Roland den älteren der beiden Söhne des Hauses, den damals 28-jährigen Paul von Zsolnay, aufgefordert haben, statt »zu jammern wie die illoyalen Dienstboten über ihre Herrschaft« einen Verlag zu gründen. Paul Zsolnay wäre der geeignete Mann, er sei »ein guter Organisator und verstehe etwas von Literatur«. […]