Friedrich Bernhard Werner war im 18. Jahrhundert der populärste Zeichner europäischer Städteansichten. Bekannt wurde er vor allem durch die Kupferstichansichten, die die Augsburger Verlage nach seinen Vorlagen herausgaben. In ihrem Auftrag war Friedrich Bernhard Werner in den Jahren 1727–1737 durch Europa gereist, von Glückstadt im Norden bis Sizilien im Süden, vom Baltikum im Osten bis über die Grenze nach Frankreich im Westen. Damit konnten die Verleger Jeremias Wolffs Erben, Martin Engelbrecht, Johann Christian Leopold und Johann Georg Merz und weitere Verlage nun das aktuelle Aussehen der Städte in ihren Kupferstichen wiedergeben.
Wenig bekannt sind Werners illustrierte Reisemanuskripte, wie das Skizzenbuch von seinen Wanderjahren 1709–1715 durch Schlesien, Sachsen, Franken, Bayern, Österreich, Böhmen und Ungarn mit 418 Ansichten, das im Landesarchiv in Linz verwahrt wird, das Manuskript Peregrinationes mit 318 Kirchenansichten – 98 der Zeichnungen zeigen Kirchen in Deutschland – in der Jagiellonischen Bibliothek in Krakau und auch die 276 Ansichten aus der Topographie Böhmen-Mähren im Nationaldenkmalinstitut in Prag.
Mit seiner rund 3000 Seiten umfassenden Topographie von Schlesien mit etwa 1400 Ansichten von über 740 Orten schuf Werner ein Dokument seiner Heimat, wie es für keine andere Region in diesem Umfang überliefert ist. Im hohen Alter kopierte er diese auch noch. Fragmente der verschiedenen Fassungen haben sich in der Universitätsbibliothek Breslau und im Geheimen Staatsarchiv Berlin erhalten.
Die sich über Jahrzehnte erstreckenden Recherchen nach Ansichten von Friedrich Bernhard Werner in Archiven, Bibliotheken und Museen in Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen führten zu einem Nachweis von rund 5000 Ansichten in 68 Sammlungen, unter Berücksichtigung der heutigen Länderaufteilung sind es Ansichten von 14 verschiedenen Ländern. Neben Schlesien im heutigen Polen, dem Schwerpunkt von Werners Schaffen, geben 574 Ansichten das Aussehen von 305 Städten und Orten in Deutschland wieder, 1596 Ansichten von 754 Städten in den zwölf weiteren Ländern.
Alle ermittelten Ansichten sind in diesem Band mit ihren Standorten verzeichnet, dabei gibt das reich illustrierte Werk einen Einblick in die verschiedenen Kupferstichserien, Reisemanuskripte und Illustrationen zu den Topographien. Paul Bretschneider (1921) verdanken wir, dass uns die hier wiederabgedruckte Autobiographie von Friedrich Bernhard Werner überliefert ist. Sie gibt uns nicht nur einen Einblick in die abenteuerlichen Reisen durch Europa, sondern ermöglicht auch, einzelne Ansichten zu datieren.
- Angelika Marsch: Friedrich Bernhard Werner 1690-1776
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