Mit einem Nachwort von Durs Grünbein
Ein Dichter kehrt nach Jahrzehnten der erzwungenen Abwesenheit zurück in das polnisch-litauisch-weißrussische Grenzgebiet und blickt über das »schmale geduldige Land, von der Nacht schon erdrückt« – eine Landschaft, in deren von Geschichtsgewalt verzerrten Zügen das zarte Gesicht des im Wassers sich spiegelnden Kindes kaum mehr zu ahnen ist.
Tomas Venclova zählt wie seine Freunde Joseph Brodsky und Czesław Miłosz zu den wichtigsten osteuropäischen Lyrikern des 20. Jahrhunderts, deren Werk zum größten Teil im amerikanischen Exil entstand. Trotz Übersetzungen ins Englische, Russische, Polnische und Deutsche ist dieser größte Dichter litauischer Sprache bisher nur Kennern ein Begriff. Mit Brodsky, der ihn bis zu seinem Tode unermüdlich propagierte, teilt er die Liebe zu den metaphysical poets, zur Dichtung Mandelstams – vor allem aber die Verpflichtung, so zu schreiben, daß man von den Vorgängern, die einen die poetische Rede gelehrt haben, verstanden wird.
Zum 70. Geburtstag des Dichters erscheint eine repräsentative Auswahl aus seinem lyrischen Werk. Venclovas Erkenntnisorgan ist das Ohr. Metrum, Reim, Klang und eine raffinierte Strophenstruktur sind seine Ausdrucksmittel. Durs Grünbein und Claudia Sinnig stellen sich den Herausforderungen einer Übersetzung, die dem formalen Reichtum dieser Dichtung gerecht zu werden versucht.
(Quelle: Suhrkamp Verlag)
- Tomas Venclova: Gespräch im Winter
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