Polnische Zeitung fordert vom Bundespräsidenten und vom Bundeskanzler eine eindeutige Haltung zum Zentrum gegen Vertreibungen

Deutsche Welle • Monitor Ost- / Südosteuropa • 08.07.2004

Warschau, 8.7.2004, ZYCIE, poln.

Der 60. Jahrestag des Warschauer Aufstandes stellt eine gute Gelegenheit für die polnisch-deutsche Annäherung dar. Die Bedingung dazu ist jedoch, dass sowohl der deutsche Bundespräsident Köhler als auch Bundeskanzler Schröder eine eindeutige Stellung zum Zentrum gegen Vertreibungen beziehen sollen. Zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestages des Warschauer Aufstandes wird der deutsche Kanzler Gerhard Schröder kommen. Früher, d. h. am 15. Juli wird der deutsche Bundespräsident, Horst Köhler, seinen ersten offiziellen Auslandsbesuch in Warschau beginnen. Der neue Bundespräsident bricht auf diese Weise mit der alten Tradition, den ersten Auslandbesuch in Paris abzustatten und anstatt den Westen zu besuchen, kommt er in den Osten.

Diese Geste stellt eine gute Gelegenheit dar, die in der letzten Zeit ein wenig angespannten Beziehungen zwischen unseren Staaten zu verbessern. Trotz der »Rhetorik der Versöhnung« sorgt jedoch die Tatsache für ständige Unruhe, dass die Spitzenpolitiker Deutschlands bisher keine eindeutige Stellung zum Zentrum gegen Vertreibungen bezogen haben. Horst Köhler erwähnte vor kurzem, dass sowohl Bedarf an Dialog über dieses Thema als auch die Notwenigkeit, die Vertreibungen zu dokumentieren, besteht. »Unrecht soll beim Namen genannt werden«, sagte er in seinen Presseinterviews. Er betonte dabei, dass man »die alten Wunden nicht öffnen« solle. Janusz Reiter, der ehemalige polnische Botschafter in Deutschland, sagte gegenüber der Zeitung »Zycie«, dass man die Äußerungen des uns wohlwollend gesinnten Bundespräsidenten nicht zu eilig interpretieren solle.

Diese Beteuerungen können jedoch weder den Eigentümer eines Wohnhauses in Olsztyn (Allenstein) beruhigen, das früher Deutschen gehörte, noch viele andere Polen, die in den sogenannten »Wiedergewonnen Gebieten« in Westpolen leben. Die Experten betonen, dass die Notwenigkeit bestehe, die Forderungen nach finanzieller Wiedergutmachung seitens der Deutschen öffentlich und eindeutig zu verurteilen. (…) (sta)