Wie die Vertreibung der Deutschen und deutsch-tschechische Geschichte als Schüler-Musical verarbeitet werden, wurde bei einer gekürzten Vorab-Aufführung beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg im Juni gezeigt. Ende September wird das Musical Tisa. Eine Liebe ohne Grenzen – Láska bez hranic mit insgesamt 120 jugendlichen Darstellern, Musikern und Sängern in Deutschland und Tschechien noch einmal in voller Länger aufgeführt. Von Markus Bauer
Kulturkorrespondenz östliches Europa, № 1407 | September 2019

Eine beim Sudetendeutschen Tag bereits gezeigte Szene des Musicals mit dem Chor im Hintergrund, einer Sängerin und dem Besentanz. <small> Foto: © Markus Bauer <s/mall>Wie die Vertreibung der Deutschen und deutsch-tschechische Geschichte als Schüler-Musical verarbeitet werden, wurde bei einer gekürzten Vorab-Aufführung beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg im Juni gezeigt. Ende September wird das Musical Tisa. Eine Liebe ohne Grenzen – Láska bez hranic mit insgesamt 120 jugendlichen Darstellern, Musikern und Sängern in Deutschland und Tschechien noch einmal in voller Länger aufgeführt.

Familiäre und örtliche Bezüge bilden den Rahmen für die Geschichte des Musicals, die zwar frei erfunden ist, aber die Ereignisse in Tyssa/Tisá im Jahr 1945 widerspiegeln: Letzte NS-Durchhalteparolen vor Ort, Zusammenbruch des Regimes, Aufforderung an die Deutschen, den Ort zu verlassen – verbunden mit familiären Verwicklungen und einer Liebesgeschichte. Im weiteren Verlauf springt die Handlung ins Jahr 1968 im Prager Frühling und kommt endlich im Jahr 2008 an, wo dann in Tyssa die Generationen der Großmutter und der Enkel die über lange Zeit verschwiegenen und tabuisierten Ereignisse gegenseitig aufarbeiten, sich das Liebespaar von einst wiedertrifft und auch die Opfer der Vertreibung betrauert werden können.

Zwei in Pfaffenhofen/Oberbayern tätige Lehrer stehen federführend hinter dem deutsch-tschechischen Schüler-Musical-Projekt: Stefan Daubner ist Musiklehrer und Komponist des Musicals, die Musikschullehrerin Marie-Therese Daubner verfasste den Text. Daubner besuchte 1990 erstmals die Häuser seiner Mutter und Großmutter in Tetschen/Děčín und Tyssa, seitdem befasst er sich mit den deutsch-tschechischen Beziehungen.

Von Anfang an war das Musical deutsch und tschechisch angelegt, und so sprechen und singen die im Stück handelnden Personen in der jeweiligen Sprache. Umgesetzt wurde dies in Kooperation mit dem Gymnasium Tetschen.

Die Reaktionen auf die Präsentation in Regensburg waren überwältigend. Bundesinnenminister Horst Seehofer verwies auf die »Leichtigkeit, mit der in diesem Stück schwierige historische Inhalte für Zuhörer präsentiert werden«. Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt äußerte sich im Rahmen einer seiner Reden dazu: »Das ist eine großartige Tat, nicht nur der Aufarbeitung der Geschichte, sondern der Gestaltung einer Zukunft durch junge Menschen, die den Mut zu Frieden […] und zur Europäischen Einheit haben.« Weitere Stimmen werteten die Aufführung als »tolle Sache« und »ganz starkes Projekt«. Davon war wohl auch der Deutsch-tschechische Zukunftsfonds überzeugt, der das Musical mit 20000 Euro bezuschusst – bei ca. 80000 Euro Kosten eine willkommene Finanzspritze.

Die Aufführungen des etwa 90-minütigen Stücks sind am 20. und 21. September um 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Niederscheyern bei Pfaffenhofen sowie am 27.September um 19Uhr im Stadttheater Tetschen und am 28. September um 19 Uhr im Kultursaal von Tyssa.

Weiterführende Informationen: www.tisa-musical.eu