Kulturkorrespondenz östliches Europa – Ausgabe 1442
Ausgabe Juli 2024

Titelblatt der KK 1442 | Juli 2024

Editorial

Die B1 ist heute eine Bundesstraße von der niederländischen Grenze bei Aachen im Westen bis zur polnischen Grenze an der Oder im Osten. Vorläufer der Route ist eine alte Handelsstraße über die Via Regia, die später zu der 1392 Kilometer langen Reichsstraße 1 wurde. Diese führte vor dem Zweiten Weltkrieg von der deutsch-niederländischen sogar bis zu der deutsch-litauischen Grenze und soll die längste je existierende deutsche Straße gewesen sein. In einem östlich der Weichsel gelegenen Abschnitt dürfte Durchreisenden damals etwas aufgefallen sein, insbesondere, wenn sie die R1 einmal verlassen hatten: Sie war von unzähligen Bildstöcken umgeben. Auch heute sollen im Ermland mehr als 1300 Heiligenhäuschen entlang der typischen Baumalleen oder in und außerhalb von kleinen bäuerlichen Siedlungen stehen.

Der Westen Ostpreußens – das Ermland, so haben wir die vorliegende Ausgabe der Kulturkorrespondenz genannt, die Karte dazu veranschaulicht die Region. Die erwähnten Bildstöcke spielen im Beitrag von KK-Redakteur Markus Nowak, in dem er die Stellung des Ermlands als katholische Insel inmitten des evangelischen Ostpreußen erklärt, eine prominente Rolle. Auch über das Leben der Menschen im Ermland erfahren Sie in unserem Heft mehr. Artur Becker ist einer von ihnen. Der deutsch-polnische Schriftsteller ist Träger u.a. des Adelbert-von-Chamisso-Preises. Der bei uns abgedruckte Essay des gebürtigen Bartensteiners erscheint zeitgleich in seinem neuen Band Schwarze Servietten auf meinem Herzen: Aus dem Leben der Kosmopolen (Arco Verlag). Ein weiterer gebürtiger Ermländer in unserem Heft ist Felix Nowowiejski. 

Das Leben des seinerzeit weltberühmten Komponisten aus Wartenburg/Barczewo zeichnet der am Marien-burg-Museum in Malbork arbeitende Historker Bartosz Skop nach. Von seinem Leben als Nachkomme von Ermländern, der sich wieder in der Heimat seiner Ahnen niedergelassen hat, erzählt André Schmeier im KK-Interview. Als Kandidat der Theologie kam Schmeier 1996 nach Allenstein/Olsztyn und arbeitet seitdem als Seelsorger der katholischen deutschen Minderheit der Region. Zum Heftschwerpunkt sei auch der Beitrag von Marcel Krueger empfohlen. Der Buchautor war 2019 Stadtschreiber des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Allenstein und besuchte für die KK eine archäologische Ausgrabungsstätte in Wartenburg, das sogenannte »ermländische Pompeji«. Um alte ermländische Siedlungen geht es auch im Beitrag des Journalisten Gisbert Kuhn, allerdings nicht im Ermland selbst, sondern in der Eifel, wo sich nach dem Zweiten Weltkrieg Ermländerinnen und Ermländer niedergelassen haben. Abgerundet wird unsere Ausgabe wie immer mit lesenswerten Rezensionen, etwa über die aktuelle Kant-Ausstellung in Lüneburg. Eine spannende Lektüre wünscht 

Ihre Redaktion

Inhalt


Im Fokus

Epochen I
»Um Himmels willen, wo sind wir hier?« – ein Stück Ermland in der Eifel
Von Gisbert Kuhn

Perspektive
Ermlands Bildstöcke. Geschichte und Glauben in Backstein
Von Markus Nowak

Neuigkeiten

Momente I

Deutsche fahren nach Masuren – ich in meine Heimat Ermland
Von Artur Becker

Im Gespräch
»Anknüpfen an die zweisprachigen Traditionen im Ermland«
Interview mit André Schmeier

Rezensionen

Tunnel und Trinken.
Von Doris Roth

Ein Vorgeschmack auf Kant.
Von Martin Pabst

Neue Perspektiven oder Wiederholung von Bekanntem?
Von Mateusz Hartwich

Momente II
Das Pompeji des Ermlands.
Von Marcel Krueger

Epochen II
Zwischen Noten und Nationen. Das Leben des ermländischen Komponisten Felix Nowowiejski.
Von Bartosz Skop

Veranstaltungen

Fundstück