Kurzer Überblick zur Geschichte der Dobrudschadeutschen
Dr. Josef Sallanz
Die Dobrudscha in den aktuellen Staatsgrenzen. Karte von Josef SallanzDie Dobrudscha in den aktuellen Staatsgrenzen. Karte: © Josef Sallanz

Die historische Region Dobrudscha erstreckt sich zwischen dem Schwarzen Meer und der Donau, genauer dem Donaudelta im Norden und der bergigen Landschaft Ludogorje in Bulgarien im Süden. Die Dobrudscha bildet heute das Grenzgebiet zwischen Südostrumänien und Nordostbulgarien. Sie umfasst die beiden rumänischen Verwaltungskreise Tulcea und Konstanza/Constanţa sowie die beiden bulgarischen Bezirke Silistra und Dobritsch/Dobrič.

Vom Ende des 14. Jahrhunderts bis 1878 stand die Dobrudscha unter osmanischer Herrschaft. 1878 kam der eindeutig größere nördliche Teil zum Königreich Rumänien. Der bulgarische südliche Teil der Region wurde 1913 infolge des Zweiten Balkankrieges durch Rumänien annektiert und 1940 wieder an Bulgarien abgetreten. Seit damals ist die Region zwischen Rumänien und Bulgarien endgültig geteilt.

Ansiedlung in der Dobrudscha

Dobrudschadeutsche SiedlungenDobrudschadeutsche Siedlungen

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts sind deutsche Siedler in mehreren Wellen in die Dobrudscha, die damals eine osmanische Region war, eingewandert. Diese deutschen Siedler kamen aus Bessarabien sowie den südrussischen Gouvernements Cherson, Jekaterinoslaw und Taurin in die Dobrudscha. Diese Siedler wurden 1812 unter Zar Alexander I. nach der Einverleibung Bessarabiens ins Russische Reich geholt, um das zu jener Zeit dünn besiedelte Bessarabien wiederaufzubauen.

Das Zarenreich verließen die deutschen Siedler Richtung osmanische Dobrudscha hauptsächlich aus ökonomischen Gründen, verursacht durch die verschlechterten Lebensbedingungen, d.h. vor allem wegen des Landmangels und des Verlusts von Privilegien, wie z.B. der Befreiung vom Militärdienst.

Gedenkstein zur Erinnerung an die deutschen Siedler in Karamurat/Mihail KogălniceanuGedenkstein zur Erinnerung an die deutschen Siedler in Karamurat/Mihail Kogălniceanu

In der damals osmanischen Dobrudscha, in die sie nun einwanderten, wurden den deutschen Siedlern keinerlei Schwierigkeiten beim Landkauf und der Ansiedlung bereitet, und sie konnten dort ein »unbehelligtes und abgeschlossenes Eigenleben« führen. Auf der Karte sind die Hauptorte der Ansiedlung der Deutschen zu sehen. In den rot gekennzeichneten Siedlungen im Norden der Region ließen sich die Deutschen ab den 40er Jahre bis Ende der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts nieder. Grün gekennzeichnet sind die Orte (in der mittleren Dobrudscha) die von etwa 1873 bis 1883 gegründet wurden, und blau sind die Siedlungen in der nun rumänischen Dobrudscha, in denen sich Deutsche in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts niederließen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zogen deutsche Siedler auch in die Süddobrudscha weiter, den heute bulgarischen Teil der Region, der von den Rumänen auch Cadrilater genannt wird. Dort lebten sie verstreut in mehreren Orten. Eine größere Anzahl von deutschen Siedlern gründete in der Süddobrudscha den Ort Ali-Anife, der von ihnen Kalfa genannt wurde (aktueller offizieller Name: Dobrevo).

Herkunft der Dobrudschadeutschen

Die deutschen Siedler in der Dobrudscha bezeichneten sich selbst (wie auch schon in Bessarabien) zum einen als »Schwaben«, zum anderen als »Kaschuben«, wobei die Vorfahren der so genannten »Schwaben« hauptsächlich über das zaristische Bessarabien aus der Pfalz, dem Elsass, Baden, dem Rheinland, aus Hessen und Bayern stammten. Die Vorfahren der so genannten »Kaschuben« kamen ebenfalls über das Zarenreich aus verschiedenen norddeutschen Regionen, u. a. auch aus dem Wartheland in Polen.

Siedlungsstruktur

Plan von Kobadin / Cobadin nach der ethnischen Zugehörigkeit der Hofbesitzer, 1936Plan von Kobadin / Cobadin nach der ethnischen Zugehörigkeit der Hofbesitzer, 1936

In der Dobrudscha gab es kaum Dörfer, die ausschließlich von Deutschen besiedelt waren, wie auf dem Dorfplan von Kobadin/Cobadin von 1936 recht deutlich zu erkennen ist. Auf der Karte sind die Höfe nach der ethnischen Zugehörigkeit der Hofbesitzer eingezeichnet. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Dobrudschadeutschen weitgehend geschlossen im eigenen Dorfviertel lebten – wie die anderen Ethnien auch. So gehörten hier in Kobadin die ganz dunkel gekennzeichneten Höfe im Osten und Südosten des Ortes deutschen Siedlern. Dieser Ortsteil wird auch heute noch »satul nemţesc« (deutsches Dorf) genannt, obwohl dort seit 1940 hauptsächlich Aromunen leben. Der Anteil der Deutschen an der Gesamtbevölkerung der Dobrudscha war 1930 mit rund 13.000 Personen gering, das machten 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung der Region aus.

Religion

Die Mehrheit der Dobrudschadeutschen war evangelisch-lutherischen Glaubens (rund 55 Prozent). Sie wurden vom Evangelischen Oberkirchenrat zu Berlin betreut, der auch Pfarrer entsandte. So wurde in allen evangelischen Kirchen nur deutsch gepredigt, denn die Angehörigen der lutherischen Kirche in der Dobrudscha waren fast ausschließlich deutsche Siedler.

In der Zwischenkriegszeit gehörten ca. 32 Prozent der Dobrudschadeutschen der römisch-katholischen Kirche an. Die römisch-katholischen Kirchengemeinden in der Dobrudscha unterstanden ab 1883 der Erzdiözese Bukarest, die dafür sorgte, dass zumindest zum Teil deutsche Priester in den Gemeinden tätig werden konnten. Die Erzdiözese Bukarest richtete sich nach der ethnischen Zugehörigkeit ihrer Gläubigen, denn in der Region lebten bspw. auch Italiener, die ebenfalls römisch-katholisch waren.

Des Weiteren gab es unter den Dobrudschadeutschen auch noch Baptisten (11 Prozent), Adventisten (gut 1 Prozent) und andere Sekten.

Ökonomie

Rund 80 Prozent der deutschen Siedler in der Dobrudscha waren in der Landwirtschaft tätig; nur etwa 14 Prozent waren Handwerker. Vor allem nach dem Ersten Weltkrieg kam es bei den Deutschen in der Region auch zu einigen Unternehmensgründungen.

Trotz der günstigen Bodenverhältnisse führte der große Geburtenüberschuss unter den Dobrudschadeutschen dazu, dass die in der Region übliche Realteilung zu einer zunehmenden Verarmung unter den Siedlern führte. Die immer kleiner werdenden Grundstücke konnten ihre Besitzer nicht mehr ernähren, die somit zunehmend ein soziales Problem darstellten; denn bereits mehr als 40 Prozent der Dobrudschadeutschen waren im Umsiedlungsjahr 1940 landlose Bauern. Sie mussten in der Regel ihren Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeiten als Tagelöhner verdienen, weil sie kein Handwerk erlernt hatten, und blieben im Winter meist ohne Arbeit.

Besonders problematisch erwies sich, dass die Deutschen in der Region kein Land kaufen durften, selbst wenn die finanziellen Mittel vorhanden waren. Dies geschah aufgrund eines Gesetzes, das sich eigentlich gegen die Bulgaren in der rumänischen Dobrudscha richten sollte, aber in der Praxis auf alle Minderheitengruppen angewandt wurde. So besaß etwa ein Viertel der dobrudschadeutschen Landwirte zwei bis fünf Hektar Boden. Großgrundbesitzer mit mehr als 50 Hektar Boden waren unter den Dobrudschadeutschen nur selten.

Schule

Eine deutschsprachige Schule in der Region gab es nur in Konstanza. Im ländlichen Raum, wo die überwiegende Mehrheit der Dobrudschadeutschen siedelte, war es häufig den deutschen Gemeinden finanziell nicht möglich, einen Lehrer und eine Schule zu unterhalten. Deshalb wurde der Unterricht dann häufig von einem Landwirt übernommen, was eine Kontinuität oft unmöglich machte. Nicht selten wurde deshalb während des Sommers gar nicht unterrichtet, dafür im Winter ganztägig.

Für das Schuljahr 1938/39 heißt es im Deutschen Volksblatt, Tarutino vom 13. Januar 1940, dass es in den 67 von Deutschen in der Dobrudscha bewohnten Orten nur in 28 Gemeinden ein »deutsches Gemeindeleben« gab und davon nur in 20 Dörfern einen deutschsprachigen Schulunterricht. »Ein außerplanmäßiger, oft nur kümmerlicher Unterricht in deutscher Sprache«, heißt es dort weiter, »wurde mehr oder weniger regelmäßig in 20 Gemeinden, 15 evangelischen und 5 katholischen, abgehalten. In den übrigen 8 hat er ganz gefehlt.«

Dies hatte zur Folge, dass die Kinder der deutschen Siedler häufig nur Rumänisch schreiben lernten und ihnen Deutsch nur zu Hause vermittelt wurde. »Die Unterweisung in der deutschen Sprache« verblieb allein beim Pfarrer und wird im Heimatbuch der Dobrudscha-Deutschen als »nicht rosig« beschrieben.

Erst im Jahr 1940, wenige Monate vor der Umsiedlung, gelang es den Dobrudschadeutschen in Kobadin, eine eigene deutschsprachige Gemeindeschule zu eröffnen.

Der Erste Weltkrieg und die Dobrudschadeutschen

Die Dobrudschadeutschen verhielten sich loyal gegenüber dem rumänischen Staat, und so dienten während des Ersten Weltkrieges viele von ihnen in der rumänischen Armee. Trotzdem wurden rund 200 Dobrudschadeutsche interniert, und der Gebrauch der deutschen Sprache wurde verboten. Des Weiteren wurde die deutschsprachige Schule in Konstanza unter rumänische Kontrolle gestellt und der dobrudschadeutsche Gemeindebesitz als reichsdeutsches Eigentum konfisziert. Die Internierung der nun als Kriegsgegner geltenden reichsdeutschen und österreichischen Staatsbürger, die die Dobrudschadeutschen als Lehrer sowie in der Wirtschaft und Kirche unterstützten, führte zu einem jähen Ende des deutschen Gemeindelebens.

Nach der Besetzung der Dobrudscha 1916 durch deutsche, bulgarische und türkische Truppen wurde wieder begonnen, deutschsprachige Gottesdienste und Unterricht durch reichsdeutsche Feldgeistliche und Soldaten abzuhalten. Von 1916 bis 1918 gab die Deutsche Etappenverwaltung den »Dobrudscha-Boten« heraus, die einzige deutschsprachige Zeitung der Region.

Umsiedlung

Bereits ab 1918 wurde versucht, mit Deutschland engere Kontakte über ethnische und ökonomische Interessen zu knüpfen. Die Diskussion um eine planmäßige Rückwanderung in das Gebiet der Vorfahren, also nach Deutschland, verstärkte sich dann Ende der 1930er Jahre und drehte sich hauptsächlich um die Frage der Überlebensfähigkeit der ethnischen Gruppe der Dobrudschadeutschen. Denn das politische Leben der Deutschen in der Region, die hauptsächlich in der heute rumänischen Dobrudscha siedelten, war relativ schwach entwickelt.

Die recht schwierige ökonomische und kulturelle Situation vieler Dobrudschadeutschen ließ bei einem Teil der landlosen Bevölkerung den Wunsch nach Umsiedlung reifen, so dass der Gauobmann der Dobrudscha Johannes Klukas mit seiner Politik des »hinauf ins Reich« keinen großen Schwierigkeiten begegnete. Die Dobrudschadeutschen wurden als »nichthaltbarer Splitter« eingestuft, deren Überlebensfähigkeit als Ethnie in der Region demnach nicht gegeben war. Die Entscheidung zur Umsiedlung wurde aber letztendlich in Berlin getroffen; Dobrudschadeutsche waren am Zustandekommen des deutsch-rumänischen Umsiedlungsvertrages nicht direkt beteiligt, der am 22. Oktober 1940 in Bukarest zwischen dem Deutschen Reich und Rumänien unterzeichnet wurde.

In nur wenigen Wochen organisierten Taxatoren mit Hilfe von Dolmetschern und Ärzten die Umsiedlung. Unter erheblichem Zeitdruck stellten die zumeist ortsunkundigen Taxatoren die Vermögenswerte fest. Widerstände gegen die Umsiedlung kamen eher von außen, weniger von den Betroffenen selbst. Während die rumänische Regierung vorsichtig handelte und der deutschen Seite in hohem Maße entgegen kam, war das Erzbischöfliche Ordinariat von Bukarest gegen eine Umsiedlung der dobrudschadeutschen Katholiken.

Die Dobrudschadeutschen gingen schweren Herzen aus der ihnen inzwischen zur Heimat gewordenen Dobrudscha weg. Der Umsiedlung schlossen sich allerdings fast alle an, um nicht als Deutsche allein in der Region zurückzubleiben.

Die Dobrudschadeutschen wurden per Bahn zum Donauhafen Cernavodă (türk. Boğazköy) gebracht, von wo aus ihre Verschiffung auf dem Donauweg bis Semlin erfolgte, und von dort ging es mit der Bahn weiter ins Deutsche Reich. Der letzte Transport mit Dobrudschadeutschen passierte die Reichsgrenze am 13. Dezember 1940. Die deutschen Siedlungen in der Dobrudscha bestanden nun aufgrund der nationalsozialistischen Volkstumspolitik nicht mehr.

Neuansiedlung im »Osten«

Für die rund 14.000 deutschen Umsiedler aus der nördlichen Dobrudscha – hinzu kamen noch etwa 500 Umsiedler aus Bulgarien, die erst 1943 umgesiedelt wurden, – folgte nun ein Leben in Lagern. Die Dobrudschadeutschen kamen übergangsweise in Lager in den Reichsgauen Mainfranken und Niederdonau, bevor sie zumeist 1942, also nach zwei Jahren im Umsiedlungslager, hauptsächlich im Warthegau und im Protektorat Böhmen und Mähren angesiedelt wurden.

Die meisten der Umsiedler favorisierten die Ansiedlung im Osten, denn damit hätten, zumindest laut der gängigen Vorstellung, die gewachsenen Dorfgemeinschaften aus der Dobrudscha erhalten bleiben können. Doch es sollte anders kommen. Und unter den Dobrudschadeutschen kam deshalb auch Kritik auf, die sich im besonderen Maße gegen die Art und Weise des Umsiedlungsvorgangs richtete, vor allem gegen die langen Wartezeiten im Lager und das Auseinanderreißen der in der Dobrudscha gewachsenen Dorfgemeinschaften.

Viele Illusionen gingen recht schnell verloren. Denn gewachsene Traditionen und vorhandene Wertvorstellungen fanden keine Berücksichtigung bei der Neuansiedlung auf unrechtmäßig enteignetem Besitz von Polen und Tschechen, wie viele Dobrudschadeutsche schnell merkten.

Die 1940 umgesiedelten Dobrudschadeutschen waren inzwischen zu reichsdeutschen Staatsangehörigen geworden. Mit der Umsiedlung hatten sie die rumänische Staatsangehörigkeit verloren und kurz nach ihrer Ankunft im Deutschen Reich die deutsche erlangt. Und trotz der Sonderregelungen für Umsiedler, wurde ein großer Teil der Männer zur Wehrmacht beziehungsweise zur Waffen-SS eingezogen und stand an der Front.

Flucht

Mit Beginn der zweiten Januarhälfte 1945 hatte die deutsche Bevölkerung im Osten und somit auch die Umsiedler aus der Dobrudscha den Evakuierungsbefehl erhalten. Nun zogen zahlreiche Trecks durch Schnee und Eis in Richtung Westen. Die Umsiedler aus der Dobrudscha, die nicht rechtzeitig in den Westen hatten fliehen können, wurden teilweise erst 1950 aus Polen nach Deutschland entlassen.

Die meisten Dobrudschadeutschen, die in Böhmen und Mähren angesiedelt wurden und die nach 1945 zurück nach Rumänien gelangt waren, ergriffen 1947 desillusioniert die ihnen gebotene Möglichkeit und verließen die Dobrudscha wieder Richtung Deutschland.

Neubeginn im Westen

Die meisten Dobrudschadeutschen flohen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Süddeutschland. Einige zog es allerdings auch weiter in die Vereinigten Staaten und nach Kanada. Auf das Gebiet der späteren Bonner Republik kamen 8.559 und in die spätere DDR 2.318 Dobrudschadeutsche. Nach Rumänien gelangten 721 Personen, in das westliche Europa (hauptsächlich nach Österreich) 384 und nach Übersee 1.476 Dobrudschadeutsche; in den Ansiedlungsgebieten verblieben 31 Dobrudschaner.

Sehr viele Dobrudschadeutsche siedelten sich nun im Landkreis Heilbronn an. So gründeten beispielsweise in Nordhausen bei Heilbronn Dobrudschadeutsche eine Siedlung, in der auch eine Straße nach ihrem Herkunftsort in der Dobrudscha, Fachria (rum. Făclia), benannt wurde.

Im Jahre 1954 übernahm die Stadt Heilbronn die Patenschaft über die Dobrudschadeutschen. So hatte die Landsmannschaft der Dobrudscha- und Bulgariendeutschen über Jahrzehnte hinweg ihren Sitz in der Stadt am Neckar im nördlichen Baden-Württemberg. Heilbronn war nun gewissermaßen das kulturelle Zentrum der Dobrudschadeutschen; dort fanden z. B. ihre jährlichen Pfingstreffen statt.

Deutsche in der Dobrudscha nach 1989

Nach dem politischen Umbruch von 1989 in Rumänien wurde in Konstanza die Vereinigung der Deutschen in der Dobrudscha gegründet, die das frühere Gebäude der Evangelischen Schule Konstanza erhielt und als »Begegnungsstätte der Deutschen« wieder eröffnete. In dem Gebäude ist nun neben dem »Deutschen Kindergarten« auch das Zentrumsforum Konstanza innerhalb des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, der parlamentarischen Vertretung der deutschen Minderheit, untergebracht.

Laut der vorläufigen Ergebnisse der rumänischen Volkszählung von 2011 lebten in der Dobrudscha noch 188 Deutsche, die allerdings in großer Zahl aus dem Banat und Siebenbürgen in die Städte Konstanza und Tulcea – zumeist aus beruflichen Gründen – zugewandert waren.

Einzelne Kirchen und einige Friedhöfe der deutschen Siedler in der Region sind über die Jahrzehnte hinweg erhalten geblieben, häufig dank der Unterstützung deutscher Dobrudschaner – wie sie sich stolz nennen – aus dem Westen mit Hilfe ihrer Landsmannschaft. Zudem hat die Landsmannschaft der Dobrudschadeutschen ab 2002 versucht, mit der Errichtung von Gedenksteinen in so ziemlich allen ehemaligen deutschen Siedlungsorten in der Region die Erinnerung an die knapp 100jährige Geschichte der Deutschen in der Dobrudscha wach zu halten.

2009 ist die Landsmannschaft der Dobrudscha- und Bulgariendeutschen aufgrund der Altersstruktur und des daraus resultierenden Mitgliederschwunds im Bessarabiendeutschen Verein aufgegangen.

Der Autor

Dr. Josef Sallanz ist Lehrbeauftragter an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Chefredakteur der Deutsch-Rumänischen Hefte.

Weiterführende Literatur

  • Brandes, Detlef 1993: Von den Zaren adoptiert. Die deutschen Kolonisten und die Balkansiedler in Neurußland und Bessarabien 1751–1914. München (= Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, 2).

  • Ciorbea, Valentin (Hg.) 2006: Germanii dobrogeni – istorie şi civilizaţie. Die Dobrudschadeutschen – Geschichte und Zivilisation. Constanţa.

  • Deutsche Etappen-Verwaltung in der Dobrudscha (Hg.) 1918: Bilder aus der Dobrudscha. Constanza.

  • Heller, Wilfried; Josef Sallanz (Hg.) 2009: Die Dobrudscha. Ein neuer Grenzraum der Europäischen Union. Sozioökonomische, ethnische, politisch-geographische und ökologische Probleme. München, Berlin (= Südosteuropa-Studien, 76).

  • Hotopp-Riecke, Mieste 2013: Das transkulturelle Regionalbewusstsein der Dobrudschaner. Deutsche und Tataren zwischen Integration, Solidarität und Migration. In: Deutsch-Rumänische Hefte 16 (1), S. 7-9.

  • Jachomowski, Dirk 1984: Die Umsiedlung der Bessarabien-, Bukowina- und Dobrudschadeutschen. Von der Volksgruppe in Rumänien zur »Siedlungsbrücke« an der Reichsgrenze. München (= Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission, 32).

  • Klein, Mathilde 2009: Von Malkotsch nach Welbsleben. Eine Dobrudscha-Deutsche erzählt ihr Leben. Norderstedt.

  • Kotzian, Ortfried 2005: Die Umsiedler. Die Deutschen aus Bessarabien, der Bukowina, der Dobrudscha, Galizien, der Karpatenukraine und West-Wolhynien. München (= Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat, 11).

  • Landsmannschaft der Dobrudscha- und Bulgariendeutschen (Hg.) [1986]: Heimatbuch der Dobrudscha-Deutschen 1840-1940. Heilbronn.

  • Müller, Johannes Florian 1981: Ostdeutsches Schicksal am Schwarzen Meer. Donzdorf.

  • Nicoară, Vasile 2006: Dobrogea. Spaţiu geografic multucultural [Dobrudscha. Multikultureller geographischer Raum]. Constanţa.

  • Niermann, M. Monika 1996: Deutsche Kindheit in der Dobrudscha. Marburg (= Schriftenreihe der Kommission für deutsche und osteuropäische Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V., 74).

  • Petri, Hans 1956: Geschichte der deutschen Siedlungen in der Dobrudscha. Hundert Jahre deutschen Lebens am Schwarzen Meere. München (= Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerks. Reihe B – Wissenschaftliche Arbeiten, 4).

  • Sallanz, Josef (Hg.) 2005: Die Dobrudscha: Ethnische Minderheiten – Kulturlandschaft Transformation. Ergebnisse eines Geländekurses des Instituts für Geographie der Universität Potsdam im Südosten Rumäniens. Potsdam (= Praxis Kultur und Sozialgeographie, 35).

  • Sallanz, Josef 2007: Bedeutungswandel von Ethnizität unter dem Einfluss von Globalisierung. Die rumänische Dobrudscha als Beispiel. Potsdam (= Potsdamer Geographische Forschungen, 26).

  • Sallanz, Josef 2012: Dobrudscha. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2012. URL: http://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/54120.html (Stand 03.07.2012).

  • Schmidt-Rösler, Andrea 1994: Rumänien nach dem Ersten Weltkrieg: Die Grenzziehung in der Dobrudscha und im Banat und die Folgeprobleme. Frankfurt am Main u.a. (= Europäische Hochschulschriften: Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, 622).

  • Schmidt-Rösler, Andrea 2007: Von Bessarabien in die Dobrudscha. Zur Siedlungsgeschichte der Dobrudschadeutschen. In: Regensburger Hefte zur Geschichte und Kultur im östlichen Europa 3 (6): 53-60.

  • Schmidt-Rösler, Andrea 2012: Die deutschen evangelischen Gemeinden in der Dobrudscha. In: Christa Stache; Wolfram G. Theilemann (Hg.): Evangelisch in Altrumänien. Forschungen und Quellen zur Geschichte der deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinden im rumänischen Regat. Hermannstadt und Bonn (= Veröffentlichungen des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin, 9; Miscellanea ecclesiastica. Veröffentlichungen des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, 9), S. 98-121.

  • Stache, Christa 2012: Die deutsche evangelische Kirchengemeinde in Atmagea. Eine preußische Gemeinde im Osmanischen Reich. In: Christa Stache; Wolfram G. Theilemann (Hg.): Evangelisch in Altrumänien. Forschungen und Quellen zur Geschichte der deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinden im rumänischen Regat. Hermannstadt und Bonn (= Veröffentlichungen des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin, 9; Miscellanea ecclesiastica. Veröffentlichungen des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, 9), S. 122-144.

  • Traeger, Paul 1922: Die Deutschen in der Dobrudscha. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Wanderungen in Osteuropa. Stuttgart (= Schriften des Deutschen Auslands-Instituts Stuttgart. A. Kulturhistorische Reihe, 6).