Baltikum, im Jahr 1919. Im Land herrscht Bürgerkrieg. Aus Angst, der Bolschewismus könne auch auf Westeuropa übergreifen, entsenden Deutschland und Frankreich Soldaten nach Estland und Lettland, um die Aufstände einzudämmen. Auf einem betagten baltischen Schloss trifft eine bunt gemischte Truppe Freiwilliger ein. Unter ihnen Konrad (Rüdiger Kirschstein), der Bruder der Schlossherrin Sophie (Margarethe von Trotta), und sein Freund Erich von Lhomond (Matthias Habich).
Obwohl die ungehobelten Soldaten sich wie Besatzer aufführen, verliebt Sophie sich in den gut aussehenden preußischen Offizier Erich – wenngleich sie auf der anderen Seite Kontakte zu der kommunistischen Widerstandsbewegung im nahe gelegenen Dorf pflegt. Als Sophie Erich ihre Gefühle offenbart, reagiert er kühl und abweisend. Fast wirkt es, als hätte das jahrelange Leben in der soldatischen Männerwelt seine Gefühls- und Liebesbereitschaft verschüttet. Anstatt sich seine Gefühle für Sophie einzugestehen, fährt er nach Riga, um sich in einem Bordell zu amüsieren. Verletzt und gedemütigt lässt Sophie sich im Gegenzug wahllos mit anderen Soldaten ein.
Zunächst beobachtet Erich dieses Schauspiel mit gespielter Gleichgültigkeit. Doch als sie am Weihnachtsabend vor seinen Augen demonstrativ einen anderen Soldaten (Mathieu Carriere) küsst, verliert Erich die Fassung und schlägt Sophie nieder. Aber auch in der folgenden Aussprache kann er sich nicht überwinden, seinen Gefühlen für sie freien Lauf zu lassen. Als Sophie erkennt, dass Erich lieber sterben würde, als sich mit ihr einzulassen, läuft sie in ihrem Liebeskummer zu den aufständischen Russen über. Wenig später wird sie nach einem Feuergefecht, bei dem fast alle Widerstandskämpfer des Dorfes ums Leben kommen, von Erichs Männern verhaftet. Wie alle anderen Gefangenen soll sie als Revolutionärin hingerichtet werden. Doch sie besteht darauf, dass Erich den Todesschuss abfeuert.
Mit seinem zweiten Film »Der Fangschuss« hat Volker Schlöndorff (Die Blechtrommel) ein berührendes Drama über eine unmöglich Liebe inszeniert. Ein Film »über die Stärke der Frauen und die Angst der Männer, ein politischer Film und ein Film über die Geschichte«, so Schlöndorff. In der Hauptrolle beeindruckt Margarethe von Trotta, die später selbst zu einer der wichtigsten Regisseurinnen (Rosenstraße) des deutschen Kinos avancierte. Neben ihr glänzt Matthias Habich (Nirgendwo in Afrika) als gefühlskalter preußischer Offizier.
Vor dem Film gibt es eine kurze Einführung von Dr. Friederike von Natzmer. Frau von Natzmer arbeitete in der Ausbildung von Lehrern, Sozialpädagogen und in der Erwachsenenbildung. Seit 25 Jahren beschäftigt sie sich mit den Lebensläufen ostpreußischer und baltischer Frauen und ist eine Spezialistin auf dem Gebiet von deren außergewöhnlichen Biografien
Regie:
Volker Schlöndorf
Drehbuch:
Genevieve Dormann, Margarethe von Trotta, Jutta Brückner
Original Buch:
Marguerite Yourcenar
Kamera:
Igor Luther
Musik:
Stanley Myers
Darsteller:
Erich von Lhomond: Matthias Habich
Sophie von Reval: Margarethe von Trotta
Konrad von Reval: Rüdiger Kirschstein
Volkmar von Plessen: Mathieu Carriere
Tante Praskovia: Valeska Gert
Produktion
Deutschland/Frankreich 1976, 95 Min.
Eine Veranstaltung der Kulturreferentin für Ostpreußen und das Baltikum am Ostpreußischen Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung Lüneburg, des Nordost-Instituts (IKGN e.V.) Lüneburg sowie des Programmkinos SCALA Lüneburgim Rahmen der gemeinsamen Filmreihe »Nordöstliche Spuren im Kino«
Datum | Di, 06.09.2022 |
Zeit | 19:30 Uhr |
Eintritt | 9,– Euro |
Barrierefrei | Ja |
SCALA Programmkino Lüneburg
Apothekenstr. 17, 21335 Lüneburg, Deutschland
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