Memoria – schlägt man das Wort in einem lateinisch-deutschen Wörterbuch nach, so finden sich dort neben der Hauptbedeutung Erinnerung auch die Begriffe Zeit, geschichtlicher Bericht, Gedächtnis und Bewusstsein. Damit vereint das lateinische Wort in sich jene zentralen Aspekte, denen der aus Siebenbürgen stammende Bildhauer und Fotograf Peter Jacobi in seinem weit gespannten Œuvre seit Jahrzehnten immer wieder Ausdruck verleiht. Außerdem ist der Begriff in seinem Wortsinn auch Teil der rumänischen Sprache und damit Kultur, in welcher sich der 1935 in Ploieşti, Rumänien, geborene Künstler ebenso souverän und selbstverständlich bewegt wie in der deutschsprachigen.
Obwohl Peter Jacobi seit 1970 in Deutschland lebt, war es daher nicht verwunderlich, dass der rumänische Staat ihn 2006 mit der künstlerischen Gestaltung des zentralen Holocaust-Mahnmals in Bukarest betraute. Dieses Denkmalensemble steht als ein Hauptwerk Peter Jacobis im Zentrum der Ausstellung.
Neben der künstlerischen Erinnerung an den Holocaust, die ihn seit den späten 1970er Jahren beschäftigt, thematisiert der Künstler in seinen Werken eine Vielzahl weiterer historischer Ereignisse und Zäsuren, um sie im gesellschaftlichen Bewusstsein zu halten: den Holodomor, Stalins Massenmord an ukrainischen Bauern, Stauffenbergs Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 oder den verheerenden Bombenangriff im Februar 1945 auf Pforzheim, wo Peter Jacobi von 1971 bis 1998 eine Professur an der Hochschule für Gestaltung innehatte. Es sind aber auch die ganz persönlichen Themen der eigenen wie der kollektiven siebenbürgischen Geschichte, an die der Künstler mit seinen Werken erinnert; so z. B. die Deportation von Rumäniendeutschen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion 1945 bis 1949, die der Künstler als neunjähriger Junge in der eigenen Familie miterleben musste.
In dieser Ausstellung werden erstmals im Siebenbürgischen Museum Peter Jacobis Denk- und Mahnmale in einer Zusammenschau präsentiert, die fünfzig Jahre seines intensiven künstlerischen Schaffens umspannt. Neben Plastiken und Modellen der Denkmäler sind auch Fotografien des Künstlers zu sehen, die in ihrer stilllebenhaften Komposition Vergänglichkeit und Wandel vergegenwärtigen.
Begleitend erscheint ein reich bebilderter Ausstellungskatalog.
Eine Ausstellung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim
Gefördert durch: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Datum | Do, 17.11.2022 |
Ende | 26.02.2023 |
Eintritt | Kostenfrei |
Barrierefrei | Ja |
Siebenbürgisches Museum Gundelsheim
Schloss Horneck
1, 74831 Gundelsheim am Neckar, Deutschland
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