Die Auszeichnung geht an Barbara Coudenhove-Kalergi für ihr Gesamtwerk und an Ray M. Douglas für das Buch »Ordnungsgemäße Überführung. Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg«
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Barbara Coudenhove-Kalergi
Ray M. Douglas

Hauptpreis | Ehrenpreis | Jury | Preisverleihung

Das Deutsche Kulturforum östliches Europa in Potsdam vergibt im Herbst 2014 den Georg Dehio-Buchpreis. Mit dieser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof. Monika Grütters, dotierten Auszeichnung werden Autorinnen und Autoren geehrt, die sich in ihren Werken fundiert und differenziert mit den Traditionen und Wechselbeziehungen deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa auseinandersetzen. Der Georg Dehio-Buchpreis ist aufgeteilt in einen mit 7.000 Euro dotierten Hauptpreis und einen mit 3.000 Euro dotierten Ehrenpreis. Der Hauptpreis würdigt ein publizistisches bzw. literarisches Gesamtwerk. Mit dem Ehrenpreis werden Verfasser einer herausragenden Publikation ausgezeichnet.

Hauptpreis

Die sechsköpfige Jury unter dem Vorsitz von Manfred Sapper sprach den Hauptpreis Barbara Coudenhove-Kalergi zu. Die Journalistin und Autorin verbrachte ihre Kindheit bis zur Vertreibung 1945 in Prag. Sie studierte in Wien und arbeitete danach bei führenden österreichischen Tageszeitungen sowie beim Nachrichtenmagazin profil. Seit den 1970er Jahren war sie als Mitglied der Osteuroparedaktion des ORF für Radio und Fernsehen tätig und berichtete vor allem aus Polen und der Tschechoslowakei. 1991 bis 1995 war sie nochmals als ORF-Korrespondentin in Prag. Heute schreibt sie als freie Journalistin für tschechische und österreichische Zeitungen. Nach einigen von ihr herausgegebenen Büchern, unter anderem über die Beneš-Dekrete (2002), wurden ihre 2013 unter dem Titel Zuhause ist überall erschienenen Erinnerungen zu einem im ganzen deutschen Sprachraum wahrgenommenen literarischen Erfolg.

Aus der Begründung der Jury:

»Ihre inspirierenden Dokumentationen, Kommentare und Fernsehfilme haben den ›Eisernen Vorhang‹ durchlässiger gemacht. Als Osteuropa-Korrespondentin des ORF in Prag spürte sie in der Nachwende-Zeit den großen politischen Umbrüchen ebenso nach wie den subtilen gesellschaftlichen Veränderungen auf dem Weg in die Demokratie. Ihre Erwartungen und Gefühle bei dieser beruflich motivierte ›Rückkehr‹ in ihre Heimatstadt Prag, die sie 1945 als Dreizehnjährige verlassen musste, schildert die aus der böhmischen Aristokratie stammende Autorin in ihren 2013 erschienenen Memoiren. Doch angesichts der Geschichtsbrüche des 20. Jahrhunderts verliert die eigene Biografie an Singularität: In der Reflexion der verflochtenen Geschichte Mitteleuropas löst Coudenhove-Kalergi die Bitterkeit auf, die sie bei der Erinnerung an ihren Heimatverlust gelegentlich verspürt. Zuhause ist überall hat Barbara Coudenhove-Kalergi ihre ›Erinnerungen‹ lakonisch überschrieben. Sie hat damit das Motto ihres Lebens und Werks formuliert, in dem das Menschlich-Verbindende, die Überwindung sozialer, nationaler und ideologischer Grenzen, im Mittelpunkt stehen. In ihrem Eintreten für gesellschaftliche Integration und Menschenrechte ist Barbara Coudenhove-Kalergi bis heute unermüdlich: Zurzeit engagiert sie sich in der Asylpolitik und gibt Flüchtlingen Deutschunterricht.«

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Ehrenpreis

Der Ehrenpreis geht an den Historiker Ray M. Douglas für sein Buch Ordnungsgemäße Überführung. Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Der in Irland geborene Ray M. Douglas studierte in Dublin und New York und lehrt an der Colgate University in Hamilton, New York. Für die 2012 erschienene englische Ausgabe seines Buches wurde er mit mehreren Buchpreisen in den USA ausgezeichnet.

Aus der Begründung der Jury:

»Auf der Basis bisher unberücksichtigter Quellen schildert Douglas die Ursachen und die verschiedenen Etappen der Vertreibung, eröffnet einen Blick in die Welt der Internierungs- und Sammellager sowie auf die Opfer. Insbesondere beleuchtet er die Verantwortung der Westalliierten für die Entscheidung zur ›ordnungsgemäßen Überführung‹, wie die Beschlüsse auf der Potsdamer Konferenz offiziell bezeichnet wurden. Douglas’ ebenso nüchterne wie glänzend geschriebene Gesamtdarstellung ist mehr als ein historiographisches Meisterwerk. Sie ist ein Plädoyer dafür, aus der Geschichte einen Schluss zu ziehen: Zur Lösung für komplexe Minderheitenprobleme sind ›ethnische Säuberungen‹, Umsiedlungen und Bevölkerungs­transfers inakzeptabel. Sie waren und bleiben gravierende und massenhafte Menschenrechts­verlet­zungen.«

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Jury

  • Bernd Busch, Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt
  • Konrad Gündisch, Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V., München
  • Blanka Mouralová, Collegium Bohemicum, Aussig/Ústí nad Labem (Tschechische Republik)
  • Manfred Sapper, Zeitschrift Osteuropa, Berlin (Vorsitz)
  • Beate Störtkuhl, Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg, als Vertreterin der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
  • Ernest Wichner, Literaturhaus Berlin

Preisverleihung

Die feierliche Preisverleihung wird am 16. Oktober 2014 in Berlin stattfinden.

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