Mitglieder polnischer Verbände im Deutschen Reich in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück 1939-1945
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Die Polnische Minderheit im Deutschen Reich in der Weimarer Republik

Nach dem ersten Weltkrieg, den Volksabstimmungen über die nationale Zugehörigkeit und neuer Grenzziehungen zwischen Deutschland und dem wiedererstandenen polnischen Staat lebten in Deutschland mehrere hunderttausend Polen. Sie wohnten vor allem in Oberschlesien, in Ostpreußen, in Westpreußen und im Ruhrgebiet. Am 27. August 1922 wurde der Bund der Polen in Deutschland als Dachorganisation der polnischen Minderheit gegründet.

Die Weimarer Demokratie und erstmals eingeräumte Minderheitenrechte begünstigten das Aufblühen der polnischen Vereinslandschaft, jedoch waren die Organisationen wie im Kaiserreich staatlichen Schikanen und Überwachungen ausgesetzt.

Rodło-Zeichen – Das Symbol des Bund der Polen

Seit 1932 verfügte der Bund der Polen in Deutschland über ein eigenes Verbandssymbol. Der Entwurf symbolisiert den Verlauf der Weichsel. Die Verwendung der polnischen Nationalfarben steht für die Verbundheit der Polen in Deutschland mit ihrem Mutterland Polen. Die Bezeichnung »Rodło« ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus den Begriffen Rodzina (Familie) bzw. Ród (Stamm) und Godło (Emblem, Wappen).

Die Polnische Minderheit im Deutschen Reich 1933–1939

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die polnische Minderheit zunächst mit einer Mischung aus Assimilationsdruck (»Wiedereindeutschung«) und Diskriminierung behandelt. Vom Abschluss des Nichtangriffsvertrags mit Polen 1934 bis zur Jahreswende 1938/39 gab sich die nationalsozialistische Politik gegenüber der polnischen Minderheit aber offiziell und aus taktischen Gründen gemäßigt. Als einzige Organisation wurde der Bund der Polen zwischen 1933 und 1939 nicht gleichgeschaltet und stand nicht unter nationalsozialistischer Kontrolle. Im Mai 1938 ordneten die deutschen Behörden jedoch den Ausschluss aller polnischen Staatsbürger aus dem Bund der Polen an.

Die Verfolgung der Polnischen Minderheit bei Kriegsausbruch

Am 28. April 1939 kündigte das Deutsche Reich den Nichtangriffspakt mit Polen. Im August 1939 erfolgten die ersten Verhaftungen polnischer Aktivisten. Die Verhaftungen unter der Führungsschicht des Bundes der Polen in Deutschland dauerten an. Die Gestapo nahm ca. 1.200 bis 2.000 polnische Aktivisten fest. Nach der Sammlung in Gefängnissen erfolgte der Transport in die Konzentrationslager Buchenwald, Ravensbrück, Sachsenhausen, Stutthof und weitere Lager.

Die Polnische Minderheit im Konzentrationslager Sachsenhausen

Im September 1939 trafen die ersten Transporte im KZ-Sachsenhausen ein. Zur Kennzeichnung als politische Häftlinge erhielten sie den roten Winkel, jedoch ohne den Buchstaben »P« für Pole, da sie deutsche Staatsbürger waren. Als erste Häftlinge polnischer Herkunft waren sie den brutalen Schikanen der polenfeindlichen SS-Bewacher besonders ausgesetzt. Eine Reihe von polnischen Aktivisten wurde Ende 1939 und im Frühjahr 1940 entlassen und die wehrdienstfähigen Männer zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Andere wurden ermordet oder starben an den Entbehrungen der Lagerhaft. Wenige erlebten die Befreiung.

Die Polnische Minderheit im Konzentrationslager Ravensbrück

In das KZ Ravensbrück brachten die Nationalsozialisten den größten Teil der 80 bis 120 verhafteten Frauen der organisierten polnischen Minderheit. Nach ihrer Ankunft wurden sie durch Aufseherinnen und SS-Offizieren schwer misshandelt. Nach mehrmonatiger KZ-Haft entließ die SS Ende 1939 und Anfang 1940 eine größere Gruppe von Frauen mit der Auflage, sich regelmäßig bei den örtlichen Gestapo-Stellen zu melden. Andere Polinnen aus Deutschland wurden nicht entlassen und blieben bis zum Kriegsende im KZ Ravensbrück inhaftiert.

Die Polnische Minderheit in Deutschland bei Kriegsende

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben nur wenige Angehörige der polnischen Vorkriegsminderheit in Deutschland. Viele ließen sich, oft im Zuge der von Polen organisierten Übersiedlung - »Repatriierung« genannt - in der Volksrepublik Polen nieder. Die Westverschiebung des polnischen Staates sorgte dafür, dass die meisten Heimatregionen der polnischen Minderheit nach 1945 zu Polen gehörten. Allerdings lebten einige zehntausend Polen auch weiterhin im Ruhrgebiet, in Berlin oder anderen Regionen Deutschlands. Der Bund der Polen wurde 1950 in Westdeutschland reaktiviert und existiert bis heute. Sein Sitz ist das Polnische Haus (Dom Polski) in Bochum. In der DDR wurde der Bund der Polen 1953 verboten.

Kontakt:

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