Am 18. Januar 2011 wurde der vom Kulturforum verlegte Sammelbands »Die Prager Universität Karls IV.« am Karolinum in Kurzvorträgen der Autoren präsentiert
Von Tanja Krombach
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Kurt Krolop im Gespräch mit Petr Brod
 
Blanka Mouralová, ehemalige Leiterin des Tschechischen Zentrums Berlin und Gründungsdirektorin des Collegium Bohemicum begrüßt die Gäste.
Christian Krötzl von der Universität Tampere, Finnland, sprach über die erstaunlichen Einflüsse der Prager Universität auf skandinavische Studenten im Mittelalter, noch heute sichtbar in böhmischstämmigen Kirchenliedgut.
Das Podium v. li. n. re.: Georg Gimpl, Michal Svatoš, Christian Krötzl, Jiří Pešek, Ivan Jakubec, Ivana Čornejová und Alena Mišková
Impression

 

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► Na půdě UK byl představen výjimečný sborník mapující jeho dějiny »Die Prager Universität Karls IV.«
Bericht auf iforum.cuni.cz | česky

In der gut gefüllten Kleinen Aula des Karolinum, dem ältesten Gebäude der Prager Karls-Universität, hatten sich namhafte Gäste versammelt, um das Buch kennenzulernen. Anwesend waren etwa der ehemalige tschechische Botschafter in Deutschland František Černý, die Germanisten Kurt Krolop und Václav Maidl und der Journalist Petr Brod.

Nach einer Einführung zur Entstehungsgeschichte der Publikation, die auf einer vom Tschechischen Zentrum und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa organisierten Ringvorlesung an der Humboldt-Universität zu Berlin basiert, stellte die Herausgeberin Blanka Mouralová das von ihr geleitete Collegium Bohemicum in Aussig/Ústí nad Labem vor. Grußworte sprachen auch Ivan Jakubec, Prorektor der Karls-Universität, Petr Svobodný, der Leiter des Historischen Instituts und des Archivs der Karls-Universität. Tanja Krombach, Leiterin des Verlags des Kulturforums, stellte die Potsdamer Einrichtung und ihr Publikationsprogramm vor.

Beinahe alle Beiträger der Bandes saßen auf dem Podium und fassten in Kurzreferaten ihre Texte zur Geschichte der Universität zusammen. Dabei ging es besonders um deutsch-tschechisches Zusammenleben und Gegensätze an der Hochschule. In Deutschland oft als vermeintlich erste deutsche Universität apostrophiert, war die Institution doch eine europäische Gründung in vornationalen Zeiten. Gleichwohl benachteiligte das Kuttenberger Dekret, über das Michael Svatoš sprach, vor allem die deutschsprachigen Universitätsangehörigen. Es führte zum Auszug deutscher Professoren und Studenten und in der Folge zur Gründung wichtiger deutscher Universitäten, etwa in Leipzig.

Gegensätze und Teilungen prägten die Geschichte der Hochschule. Im 16. und 17. Jahrhundert waren sie jedoch vor allem konfessioneller Natur. Dies machte der Vortrag von Jiří Pešek über den Wettbewerb zwischen der utraquistischen und der jesuitischen Universität deutlich. Ivana Čornejová zeigte, wie im 18. und 19. Jahrhundert die konfessionellen in die nationalen Auseinandersetzungen übergingen. Äußerst farbig und anhand von persönlichen Erinnerungen berühmter deutschsprachiger Professoren der Karls-Universität wie Albert Einstein verdeutlichte Georg Gimpl die Abschottung der deutschen Prager Professoren von der sie umgebenden tschechischen Welt. Alena Mišková zeigte aber, dass die Prager deutsche Universität durchaus liberale Traditionen hatte und in der Zeit des Nationalsozialismus bis zuletzt jüdische Professoren beschäftigte.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum ging es unter anderem auch um positive gemeinsame Traditionen. Diese betonte etwa der Übersetzer des vorgestellten Bandes, Wolf B. Oerter, mit dem Hinweis auf die Ägyptologie.


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