Für Menschen des frühen 21. Jahrhunderts, in ihrem Denken und Blick auf die Welt (teils unfreiwillig) tief geprägt durch Konzepte wie Nationalstaat, Nation, Demokratie, Gleichheit vor dem Recht und Dekolonialisierungsdiskurse, muss das mittelalterliche Livland und seine gesellschaftliche Ordnung befremdlich und verwirrend wirken. Einerseits war Livland – das geographisch den heutigen Staaten Estland und Lettland entspricht – in vielerlei Hinsicht eine Region, die sich zwar vom Europa der Moderne, aber nicht vom übrigen lateinischen Europa des Mittelalters unterschied: Eine ständisch gegliederte Gesellschaft, in der das Schicksal der Geburt über persönliche Freiheit oder Unfreiheit bestimmte und darüber, welche Chancen und Lebenswege einem Menschen offenstanden – und welche nicht.
Doch nicht nur Standesgrenzen unterschieden die Menschen: Seit der gewaltsamen Christianisierung und Etablierung der geistlichen Landesherrschaften von Deutschem Orden und Bistümern im 13. Jahrhundert war Livland – wie weite Teile des östlichen Europa – von ethnischer und sprachlicher Vielfalt geprägt, die nicht immer entlang der ständischen Grenzen verlief. Dieses Nebeneinander und vor allem auch Miteinander der unterschiedlichen Gruppen, von Geistlichkeit, Adel, Bürgern und Bauern, von Deutschen und »Undeutschen« und ihren Sprachen wird aus heutiger Perspektive oft als koloniale Unterdrückung und Ausbeutung durch »fremde Herren«, manchmal sogar in an die Apartheid erinnernder Beschreibung gesehen. Doch dieser moderne Blick von außen trügt.
Das Baltische Seminar lädt alle Interessierten ein, sich gemeinsam mit den Expertinnen und Experten aus Estland, Lettland, Deutschland und Dänemark auf eine spannende Entdeckungsreise in die baltische Gesellschaftsgeschichte zu begeben.
Teilnahme vor Ort: Die Teilnahmegebühr beträgt 30,– € und beinhaltet Mittagessen und Abendessen am Samstag sowie die Kaffeepausen.
ZOOM-Teilnahme: Die Teilnahme per Zoom ist kostenlos.
Anmeldung bis zum 20. Oktober 2025 bitte per
E-Mail an:
Eine Tagung der Deutsch-Baltische Zukunftsstiftung in Zusammenarbeit mit der
Carl-Schirren-Gesellschaft und dem
Deutschen Kulturforum östliches Europa
Das Kulturforum wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Seit 1989 veranstaltet die Carl-Schirren-Gesellschaft im Lüneburger Brömsehaus »Baltische Seminare« zu verschiedenen Aspekten der baltischen Geschichte von Deutschbalten, Esten und Letten. Seit 2021 wird das ebenfalls dort befindliche Carl-Schirren-Archiv, das in über siebzig Jahren ehrenamtlicher Arbeit zusammengetragen wurde, in einem von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderten Projekt professionell erschlossen und der Forschung zugänglicher gemacht.
Datum | Fr, 31.10.2025 |
Ende | 02.11.2025 |
Eintritt | siehe Teilnahmegebühr |
Barrierefrei | Nein |
Brömsehaus Lüneburg
Am Berge 35, 21335 Lüneburg, Deutschland
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