Das multikulturelle Erbe zeigt sich vor allem in den sechs offiziellen Sprachen der Region
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Festung Werschetz. Foto: pixabay.com

Drei historische Regionen

Die Wojwodina liegt zu einem großen Teil in der Pannonischen Tiefebene und ist eine autonome Region Serbiens. Als natürliche Grenzen dienen auf der westlichen und südlichen Seite die Donau und die Save. Im Norden liegt die heutige Staatsgrenze zu Ungarn, im Osten die zu Rumänien. Neben den beiden Grenzflüssen ist auch die Theiß ein bedeutender Wasserlauf. Die drei Flüsse teilen die Wojwodina in die drei historischen Regionen Banat, Batschka und Syrmien auf. Der Name der Wojwodina stammt wohl vom serbischen Wort für »Heerführer« bzw. »Heerführung«. Erstmals erwähnt wurde er 1848, als in der Proklamation der Serbischen Wojwodina (serb. »Srpska Vojvodina«) das Banat, die Baranya, die Batschka und Syrmien beansprucht wurden.

Von ungarischer Herrschaft zur autonomen Region

Die Region gehörte bis 1848 zum Königreich Ungarn und damit zum Habsburgerreich. Im Zuge der österreichischen Ansiedlungspolitik wurden ab dem 18. Jahrundert deutsche Bauern, später »Donauschwaben« genannt, planmäßig angesiedelt, um in die nach den Türkenkriegen und anschließenden Aufständen zerstörte und dünn besiedelte Region wieder Steuerzahler zu bringen. 1850 entstand das Kronland Woiwodschaft Serbien und Temescher Banat. Es hatte aber nur zehn Jahre Bestand, so dass 1860 die alte politische Ordnung wiederhergestellt wurde. Diese hielt bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Anschließend gehörte die Wojwodina zum neuen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Jugoslawien). Das Banat wurde dreigeteilt, der südwestliche Teil fiel an die Wojwodina. In der Zwischenkriegszeit bezeichneten sich etwa 330.000 Bewohner der Wojwodina als Angehörige der deutschen Minderheit. 1941 überfiel Hitler-Deutschland Jugoslawien und die Batschka wurde wieder an Ungarn angegliedert, der südwestliche Teil des Banats verblieb beim besetzten Serbien, Ostsyrmien kam an den »Unabhängigen Staat Kroatien«.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutsche Bevölkerung in Ungarn von der ungarndeutschen Volksgruppenführung zur Evakuierung aufgefordert und die Vorkriegsgrenzen wurden wiederhergestellt. Jene Deutschen, die nicht rechtzeitig fliehen konnten, wurden auf jugoslawischem Territorium in spezielle Lager interniert – allein in der Wojwodina über 105.000 – oder teilweise in die Sowjetunion deportiert. Viele Tausend kamen um, bevor die meisten Verbliebenen ebenfalls fliehen oder ab den 1950er Jahren ausreisen konnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Wojwodina ihre heutigen Grenzen und gehörte als autonome Provinz (bis 1989) der jugoslawischen Teilrepublik Serbien an. Während der Balkankriege in den 1990er Jahren kam es zu einer erneuten ethnischen Verschiebung der Bewohnerschaft, da viele Ungarn und Kroaten wegzogen, dafür Serben aus Kroatien und Bosnien einwanderten.

Landwirtschaft und Handwerk

Die Landwirtschaft war in der Wojwodina der wichtigste Wirtschaftszweig. Die deutschen Siedler brachten aber auch neue Handwerksberufe mit. Durch die Tradition des Weinanbaus war das Handwerk der Küfer sehr gefragt. Mit der Industrialisierung wurden die Textilindustrie, Mühlenbetriebe, die Hanfverarbeitung, die Ziegelherstellung und die Bierproduktion zu den lukrativsten Zweigen.

Ethnische Vielfalt und deutsches »Verschwinden«

Die Wojwodina bildet schon seit Jahrhunderten einen Raum für Siedler aus verschiedenen Kulturen. Auch heute noch zeigt sich die ethnische Vielfalt zum Beispiel anhand der Amtssprachen. Mit Serbisch, Ungarisch, Slowakisch, Kroatisch, Rumänisch und Russinisch hat die Wojwodina sechs offizielle Sprachen. 2011 waren etwa zwei Drittel der Bevölkerung serbisch. Die größte Minderheit bildeten die Ungarn (13 Prozent), gefolgt von Slowaken, Kroaten, Rumänen und Montenegrinern. Trotz der geringen Zahl an verbliebenen Deutschen, erlebt die Kultur der Donauschwaben derzeit vor allem in Syrmien einen Aufschwung.

Wirtschaftsmotor Serbiens

Die Wojwodina hat sich zuletzt mit ihrer zentralen Lage auf dem Balkan und einer aktiven Investitionspolitik als krisenresistent erwiesen. Viele ausländische Investoren glauben an den Standort, bauen Fabriken und stellen Waren vor allem für den Export her. Dies bedeutet Arbeit für die Bewohner der Wojwodina und damit einen wachsenden Wohlstand für die Region.

Literatur

Gerhard Seewann, Michael Portmann: Donauschwaben. Deutsche Siedler in Südosteuropa. Potsdam 2018.

Mitrović, Vladimir/Glass, Christian: Daheim an der Donau. Zusammenleben von Deutschen und Serben in der Vojvodina. Novi Sad/Ulm 2009.

Spiel des Schicksals, Dokumentarfilm von Eva Hübsch, SRB 2019

Links

Donauschwaben