Warum die Esten mit der Denkmal-Verlegung zu Recht ein politisches Zeichen gesetzt haben
Hans-Jürgen Telschow

Neue Zürcher Zeitung • 26.09.2007

Der Artikel ist der dritte und vorläufig letzte Beitrag zur Kontroverse um die Vergangenheitsaufarbeitung in Ostmitteleuropa (siehe Links unten).

[…] Die Verfasserin hat in dieser Angelegenheit den eigentlich von ihr bei den Balten vermuteten »Pragmatismus« vermisst. Was sie indes als Pragmatismus empfiehlt, ist im Grunde die Rückkehr zu Verhaltensmustern in Sowjetzeiten, als die Esten – »pragmatisch« – alles vermeiden mussten, was die Kremlherren und ihre Gehilfen in Estland hätte erzürnen können. Zum Wesen einer wehrhaften rechtsstaatlichen Demokratie gehört aber, dass sie sich gegen rechtsstaatfeindliche Strömungen zur Wehr setzt. Der Verherrlichung eines Massenmörders wie Stalin, der Verharmlosung monströser Verbrechen und der russisch-sowjetischen Lebenslüge, die Rote Armee habe den Balten die Freiheit gebracht, sind die Esten politisch entgegengetreten. Für diesen Mut gebührt ihnen Anerkennung. […]