Diskussion um deutsche Denkmäler in der Region Oppeln ruft immer neue Kontroversen hervor

Deutsche Welle – Monitor Ost- / Südosteuropa, 30.01.2003

Oppeln, 27.1.2003, GAZETA WYBORCZA, poln.

An der Mehrheit der deutschen Denkmäler in der Region Opole (Oppeln) müssen Veränderungen vorgenommen werden. Die Kontrolle des Woiwoden dieser Region hat ergeben, dass sich dort Nazi-Symbole befinden und dass es an polnischen Inskriptionen mangelt.

Diese Kontrolle wurde vom Woiwoden der Region Opole, Leszek Pogan, angeordnet, nachdem in den Medien berichtet wurde, dass sich an manchen deutschen Denkmälern immer noch die Symbole des Dritten Reiches befinden.

Laut Beschluss des Rates für den Schutz des Gedenkens an die Opfer des Kampfes und des Martyriums (ROPWiM) aus dem Jahre 1995 können diese Denkmäler die Erinnerung nur an diejenigen Bewohner der Region Oppeln wahren, die während des Zweiten Weltkrieges als Opfer aber nicht als Soldaten der Wehrmacht oder der SS ums Leben kamen. Darüber hinaus sollten keine Motive mit dem Eisernem Kreuz, den deutschen Helmen und Schwertern sowie mit anderen militärischen Gegenständen abgebildet werden. Ferner sollen auch keine Namen der Orte aus der Zeit Nazideutschlands benutzt werden und die Inschriften auf den Denkmälern sollen auch in polnischer Sprache verfasst sein.

Die erste Kontrolle des Woiwoden im März letzten Jahres ergab, dass nur ein Denkmal unter den insgesamt 20 überprüften Denkmälern diesen Kriterien entsprach. Daraufhin ordnete der Woiwode an, diese Mängel zu beseitigen. Damit wurden sowohl die Bürgermeister als auch die Ortsvorsteher der Gemeinden beauftragt, in denen die deutsche Minderheit lebt. Sie nahmen diese Anordnung jedoch nicht ernst, ähnlich wie auch die früheren Anordnungen, die schon im Jahr 1993 und 1996 erlassen wurden.

Nach der Überprüfung weiterer Denkmäler im November und Dezember 2002 wurde festgestellt, dass nur sieben unter den insgesamt 47 Denkmälern nicht zu beanstanden sind.

Andrzej Przewoznik, Sekretär des Rates für den Schutz des Gedanken an die Opfer des Kampfes und des Martyriums, begründete erneut während einer Pressekonferenz über die deutschen Denkmäler, die am vergangenen Freitag (24.1.) in Opole stattfand, warum die Erinnerung an die deutschen Soldaten nicht gewahrt werden darf. Dieses Problem weckt die meisten Kontroversen.

„Für sie gibt es Friedhöfe in zehn Orten in unserem Land. Die Errichtung eines Denkmals zu Ehren deutscher Soldaten in einem kleinen Ort ist inakzeptabel, weil damit der Aggressor verherrlicht wird. Diese Angelegenheit soll nicht nur unter juristischen Gesichtspunkten, sondern auch unter moralischen Gesichtspunkten bewertet werden“, betonte Andrzej Przewoznik.

Er erinnerte daran, dass sich die Kriterien, die vom ROPWiM geschaffen wurden, nach den europäischen Normen richten. „In Deutschland gibt es sogar noch schärfere Kriterien“, fügte er hinzu. „Ich werde versuchen, den Woiwoden davon zu überzeugen, diese Angelegenheit der deutschen Denkmäler konsequent zu Ende zu führen. Der Mangel an Konsequenz der früheren Amtsinhaber und der deutschen Minderheit führte dazu, dass zwar viel getan wurde aber eben nicht zu Ende“.

Andrzej Przewoznik betonte außerdem, dass es zwei Wege gäbe, das Recht zu befolgen: den Dialog oder Verwaltungsmittel: „Wir wählen den ersten Weg und über jedes einzelne Denkmal soll individuell beraten werden, und zwar im Einvernehmen mit der deutschen Minderheit“, sagte Andrzej Przewoznik.

Die deutsche Minderheit schwieg, obwohl ihre Vertreter auch an der Pressekonferenz teilnahmen.

Der abwesende Vorsitzende des soziokulturellen Verbandes der Deutschen in der Region Oppeln, Henryk Kroll sagte uns, dass es kein Gesetz gibt, in dem das Aussehen und die Inschriften auf Denkmälern vorgeschrieben sind. „Das Recht bilden Gesetze. Der Beschluss des Rates für den Schutz des Gedenken an die Opfer des Kampfes und des Martyriums ist jedoch kein Gesetz. Wenn der Woiwode behauptet, dass es anders sei, soll er diese Denkmäler entfernen und wir werden dies dann kommentieren“, sagte Hernryk Kroll. Seiner Meinung nach seien weder das Eiserne Kreuz noch die Helme Symbole des Nazismus und darüber hinaus müssten sie nicht entfernt werden.

Eine größere Kompromissbereitschaft zeigt Ryszard Galla, der Vizemarschall der Woiwodschaft Opole und Führungsmitglied des soziokulturellen Verbandes der Deutschen: „Die Minderheit ist völlig offen. Wir wissen, dass über jedes einzelne Denkmal individuell beraten werden soll. Die Kriterien, wenn sie wirklich dem geltenden Recht entsprechen, sollten dabei auch beibehalten werden. Jetzt wird der Woiwode Kreiskommissionen bilden, zu denen auch wir eingeladen werden. Bisher hat er das leider ohne uns getan. Es wird uns sicherlich gelingen, eine gemeinsame Position zu erarbeiten“, sagte Ryszard Galla gegenüber der GAZETA WYBORCZA. (...)

Die deutschen Denkmäler in der Region Opole wurden Anfang der neunziger Jahre errichtet oder wiedererrichtet. Damals wurden den schon existierenden Denkmälern für die Opfer des Ersten Weltkrieges noch weitere Gedenktafeln hinzugefügt, die den Toten im Zweiten Weltkrieg gewidmet sind. Wenn es an dem alten Denkmal schon ein Eisernes Kreuz gab, so wurde seine Bedeutung durch die Anbringung der Namen der Toten des Zweiten Weltkrieges verändert. Andrzej Przewoznik vertritt die Ansicht, dass dies der größte Fehler der lokalen Behörden war, zumal es keine Einwände in bezug auf die deutschen Denkmäler aus der Zeit zwischen den Kriegen gibt.

„In Deutschland darf man an den Denkmälern nicht nur keine Symbole der Nazis anbringen, sondern auch keine, die man damit assoziieren könnte. Auch dort ist es verboten, Ortsnamen aus der Nazizeit zu verwenden. Das Recht wird in Deutschland befolgt und bevor dort ein Denkmal entsteht, muss es die entsprechenden Kriterien erfüllen. Bei uns haben wir Kompromisslösungen gefunden. Wir möchten weder jemanden verfolgen noch bedrängen, sondern die ganze Angelegenheit auf dem Weg der Gespräche und des Kompromisses ein für alle Mal zu Ende zu bringen“, sagte Andrzej Przewoznik gegenüber GAZETA WYBORCZA.

„Ein Denkmal ist eine Aufforderung zum Gebet für alle dort genannten Personen. An den Gedenktafeln brennen immer noch Kerzen. Dies erinnert uns daran, was passiert ist und fordert zum Frieden und zur Aussöhnung auf. Bis zum Jahr 1945 sind alle Tafeln in den Kirchen und Friedhöfen in der deutschen, der polnischen, der tschechischen, der slowakischen und der lateinischen Sprache gefertigt worden. Erst die Rote Armee und die polnische Armee haben die deutschen Inschriften (...) vernichtet. Wenn man jetzt damit anfängt, etwas von den Denkmälern zu entfernen, werden das die Menschen mit den Ereignissen im Jahre 1945 assoziieren. Ein Teil der Namen an den Tafeln erinnern an Menschen, die sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die Rote Armee stellten. Deswegen ist das ein heikles und delikates Thema für die Einwohner dieser Ortschaften. Dies sollte nicht in der Öffentlichkeit verhandeln werden, weil die Menschen dadurch nur verärgert werden und sie distanzieren sich, anstatt sich zu nähern. Dieses Problem soll im Geiste der Toleranz für Gefühle gelöst werden. Ich sage dies auch im Namen unseres Erzbischofs Nossol“, sagte Wolfgang Globisch, Seelsorger der deutschen Minderheit gegenüber GAZETA WYBORCZA.

„Das ist eine absurde Situation, dass gerade die Denkmäler stören, die dem Gedenken an die einheimische Bevölkerung gewidmet sind, die diese Denkmäler errichtet hatte. Außerdem ist in diesem Zusammenhang eine krasse Ungleichbehandlung festzustellen. Bis heute gibt es nämlich Denkmäler, an denen Zitate von Stalin zu sehen sind. Auf dem Denkmal für die Aufständischen auf dem Annaberg gibt es sogar noch Sichel und Hammer. Wenn es überhaupt keine Symbole des Totalitarismus geben darf, warum interessiert sich niemand dafür? Ich bin der Meinung, dass diese Denkmäler einen künstlerischen und historischen Wert haben und dem sollte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wir dürfen die Geschichte Schlesiens nicht verwischen“, sagte Jerzy Gorzelik von der Bewegung für die Autonomie Schlesiens gegenüber GAZETA WYBORCZA. (Sta)