Der CSU-Ministerpräsident würdigte auf Festveranstaltung anlässlich des 50jährigen Bestehens der Schirmherrschaft Bayerns über die Sudetendeutsche Volksgruppe die Beziehungen zwischen Bayern und der Tschechischen Republik
M.T.

Deutsch-tschechische Presseagentur DTPA • 03.11.2004

München. Bayerns Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber hat sich erneut für den direkten Dialog zwischen den Repräsentanten der Sudetendeutschen und der Tschechischen Republik ausgesprochen. Stoiber würdigte auf der Festveranstaltung anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schirmherrschaft des Freistaates Bayern über die Sudetendeutsche Volksgruppe die über Jahrzehnte hinweg gewachsenen intensiven Beziehungen zwischen Bayern und der Tschechischen Republik. Er wies aber auch darauf hin, dass es 60 Jahre nach der Vertreibung noch offene, nicht gelöste Fragen gebe. Die Vertreibung sei und bleibe völkerrechtswidriges Unrecht. Er wünsche sich eine versöhnende Geste der Tschechischen Regierung gegenüber der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik und auch gegenüber den Sudetendeutschen, die von der Vertreibung besonders hart getroffen waren. Stoiber: »Der direkte Dialog zwischen den Repräsentanten der Sudetendeutschen und der Tschechischen Republik wäre daher der Königsweg, dieses Unrecht zu heilen. Das kommende Jahr – 60 Jahre Kriegsende, 60 Jahre Beneš-Dekrete, 60 Jahre Vertreibung – wäre ein gutes Jahr für den Beginn dieses direkten Dialogs. Versöhnung ist ein schwieriger Prozess. Aber in einem gemeinsamen Europa muss dies in einer gemeinsamen Anstrengung zu schaffen sein.« Der Ministerpräsident sicherte dafür seine volle Unterstützung zu.

Stoiber bekräftigte seine Unterstützung zur Gründung eines Zentrums gegen Vertreibungen in Berlin. Vertreibung sei kein Thema von gestern, sondern bleibe in Europa und in der Welt aktuell. »Immer mehr Menschen wollen auch, dass dieses Wissen an die Jugend weiter vermittelt wird. Das Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin wäre ein Zeichen, das Europa die dunklen Seiten seiner neueren Geschichte aufarbeitet. Das ist auf lange Sicht eine wesentliche Grundlage für ein freundschaftliches Miteinander in Europa.« Stoiber kritisierte in diesem Zusammenhang das »Nein« der Bundesregierung zur Einführung eines nationalen Gedenktags für die Opfer von Vertreibungen. Dies zeige, wie wenig dem Bundeskanzler die Anliegen der Vertriebenen wert seien.

Die 50jährige Schirmherrschaft des Freistaates Bayern über die Sudetendeutsche Volksgruppe bezeichnete Stoiber als Erfolgsgeschichte. Gemeinsam mit allen heimatvertriebenen Flüchtlingen haben die Sudetendeutschen dem Land kräftige wirtschaftliche, soziale und kulturelle Impulse gegeben. Sie haben mitgearbeitet am Aufstieg Bayerns vom Agrarland zum High-Tech-Staat. Umgekehrt gebe der Freistaat den Sudetendeutschen soziale, geistige und emotionale Heimat. Nirgendwo in Deutschland habe eine Vertriebenengruppe eine derart breitgefächerte Infrastruktur wie die Sudetendeutschen in Bayern. Als herausragendes Beispiel nannte er das Sudentendeutsche Haus, das im nächsten Jahr sein 20jähriges Bestehen feiert.