Die historische Landschaft Siebenbürgen ist – einer Festung ähnlich – von allen Seiten von Gebirgen umgeben und damit gewissermaßen selbst eine Karpaten-Burg: Im Osten zur Moldau hin die Ostkarpaten, im Süden zur Walachei hin die Südkarpaten, im Westen die Siebenbürgischen Westkarpaten, im Norden schließlich das Bergland der Marmarosch. Das Hochland innerhalb dieser Festung ist durch Hügellandschaften gekennzeichnet, vielleicht Tolkiens »Auenland« vergleichbar.
Die ersten befestigten Kirchen konnten – ob als Wehrkirche oder als Kirchenburg – lediglich kleineren Scharmützeltruppen standhalten, größere osmanische Heere rannten selbst Städte nieder und kamen erst vor den Festungen Hermannstadts/Sibius und Kronstadts/Braşovs zum Stehen. Diese ständige Bedrohung, die Ausrichtung der gesamten Landesverteidigung auf die Türkenabwehr, verbunden mit noch sehr guten Wirtschaftsergebnissen in Handel, Bergbau, Handwerk, Land- und Weinbau, führten vor allem im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert zu einer intensiven Bautätigkeit an Wehranlagen. So entstand in Südsiebenbürgen die größte Kirchenburgenlandschaft Europas, die in weiten Teilen bis heute zu sehen ist. Über die dabei zu Tage tretende erstaunliche Vielfalt, über Bau- und Wehrtechnik, die laufend neu angepasst wurde, geben die zahlreichen Beispiele in diesem Band detailliert Aufschluss.
Kirchenburg Taterloch/Tătârlaua
Ein nahezu unentdecktes Kleinod siebenbürgischer Kunst befindet sich in der Kirche von Taterloch, nur wenige Kilometer südlich von Kokelburg/Cetatea de Baltă. Die kleine turmlose Kirche mit nahezu quadratischem Langhaus entstand im 15. Jahrhundert und weist außer ihrem durch Strebepfeiler gegliederten Chor, den dort nur schwer erkennbaren Resten eines Außenfresko mit dem hl. Christophorus und einem wenige Meter westlich stehenden kleinen Glockenturm keine architektonischen Besonderheiten auf. In Kontrast hierzu steht die aufwendigere Gestaltung des Chorraumes mit spätgotischem Netzgewölbe und einer mit filigranem Blendmaßwerk gerahmten Sakramentsnische. Künstlerischer Höhepunkt ist der Flügelaltar, der 1508 für die Kirche in Seiden/Jidvei durch den Maler Vincentius aus Hermannstadt angefertigt und Anfang des 19. Jahrhunderts nach Taterloch gegeben wurde.
Arne Franke ist Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, studierte an der Universität Frankfurt am Main und arbeitete als Denkmalpfleger in Görlitz. Seit 1997 ist er freiberuflich als Bauforscher, Ausstellungsmacher, Autor und Dozent für Architekturgeschichte und Denkmalpflege tätig. Im Sommer 2007 erschien von Arne Franke als Gemeinschaftsproduktion des Deutschen Kulturforums östliches Europa und des Verlags Schnell + Steiner das Buch Hermannstadt/Sibiu. Ein kunstgeschichtlicher Rundgang durch die Stadt am Zibin, in derselben Kooperation folgte 2008 Kronstadt/ Braşov. Ein kunstgeschichtlicher Rundgang durch die Stadt unter der Zinne.
Franke, Arne: Das wehrhafte Sachsenland. Kirchenburgen im südlichen Siebenbürgen. Mit einer historischen Einführung von Harald Roth, 456 Seiten, gebunden, zahlreiche Farb- und S.-W.-Abbildungen, zweisprachige Karten, Kurzbiografien, Ortsnamenkonkordanz und umfangreiche Register. Potsdamer Bibliothek östliches Europa – Kulturreisen, Potsdam 2010 (2., aktualisierte Auflage).
€ 14,80 EUR/PLN 55,00. ISBN 978-3-936168-53-3
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