Tagungsberichte | Ankündigung
Veranstaltung in Deutschland: 2./3. Juli 2010, Potsdam
Den Auftakt zu dem dreitägigen, öffentlichen Seminar, das vor allem in den Räumlichkeiten des Allensteiner Kulturzentrums stattfand, bildete am 18. Juni 2010 die stringente und informative Einführung in den Film Krzyżacy von Aleksander Ford aus dem Jahr 1960 durch den Historiker Lars Jockheck, in dem er vor allem auf die Entstehung und die Rezeption des Filmes einging. Für die damaligen Verhältnisse unternahm Ford einen ungeheuren Material- und Kostenaufwand, um den Film nach der berühmten Romanvorlage von Henryk Sienkiewicz in EASTMAN Color zu produzieren.
Danach begrüßten die Organisatoren, Bernd Vogenbeck von der Stiftung Borussia und Ariane Afsari vom Deutschen Kulturforum östliches Europa, den Danziger Generalkonsul sowie Referenten und Teilnehmer. Der Generalkonsul ordnete die Schlacht von Tannenberg, die ja im Zentrum des Seminars stand, in seiner anschließenden Rede in den europäischen Gesamtzusammenhang ein – danach folgte, in polnischer Sprache und mit englischen Untertiteln, die Vorführung des knapp dreistündigen Film, der, wie die Schlacht selbst, 2010 ein kleines, nämlich 50-jähriges Jubiläum feiert.
Am Sonnabend wurden die sieben Referenten, die zwölf Teilnehmer sowie vier interessierte Olsztyner in einer zweistündigen Exkursion von einem Vertreter des Ermländisch-Masurischen Museums in Olsztyn über das Schlachtfeld geführt.
Zukünftige und bereits fertig gestellte Einrichtungen auf dem Schlachtfeld, dessen grundlegende Herrichtung für die Öffentlichkeit ein gemeinsames Projekt der Woiwodschaft Ermland-Masuren sowie der EU ist. Das links oben eingezeichnete Museum besteht schon, war aber wegen des Besuchs der Bischöflichen Konferenz an demselben Tag nicht zu besichtigen.
Referenten, Teilnehmer und Gäste erhalten einen einführenden Einblick in die Neukonzeption der musealen Gestaltung des Schlachtfeldes; im Hintergrund das neue Museum.
Vor den Überresten des Grunwald-Denkmals, das Ignacy Paderewski anlässlich des 500sten Jahrestages der Schlacht 1910 in Krakau in Form eines Reiterstandbildes Władysław II. Jagiełłos stiftete. Es wurde 1939 von den Nationalsozialisten gesprengt, die Überreste erhielten 1983 auf dem Schlachtfeld einen neuen Aufstellungsort.
Am sogenannten Amphitheater, das die Aufstellung der Heere zeigt; im Hintergrund das 1966 entstandene Grunwald-Denkmal mit einer Stele, die die Gesichter der Kämpfer trägt, und einer Skulptur, die die Lanzen des polnisch-litauischen Heeres versinnbildlichen soll.
Krzysztof Kwiatkowski, Historiker von der Universität in Toruń, der am folgenden Workshop-Tag den historischen Hintergrund der Schlacht und seine Rezeption in der Zeit erläuterte, zeichnet die Aufstellung der Heere zum besseren Verständnis in den Sand: Die Sonne habe eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Tatsache gespielt, dass sich das polnische Heer viel Zeit mit dem Beginn der Kampfhandlungen ließ und schließlich mit zwei in den Boden gerammten Schwertern durch einen Boten des Deutschen Ordens förmlich dazu aufgefordert werden musste, denn im Tagesverlauf sollte der Deutsche Orden immer stärker von der Sonne geblendet werden.
Während des zweiten Vortrags am Workshop-Tag am 19.6. im Allensteiner Kulturzentrum stellte der Historiker Jesko von Hoegen die Schlacht von 1914 dar, die Hindenburg später ganz bewusst als Schlacht von Tannenberg titulierte. Nicht zuletzt daraus speiste sich der in den folgenden Jahren wirkende Hindenburg-Mythos, der erst mit dem Untergang der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg jäh unterging.
Lesen Sie hier eine Zusammenfassung des Vortrags.
Am zweiten Workshop-Tag ging es außerdem um die Mythenbildung nach der Schlacht von Grunwald 1410 in Deutschland, Polen und Litauen; hier der Historiker Christoph Mick von der University of Warwick bei seiner Ausführung der Spezifika der deutschen Mythenbildung.
Lesen Sie hier eine Zusammenfassung des Vortrags.
Podiumsdiskussion im Schloss zum Thema des Seminars: Grunwald – Tannenberg – Zalgiris: Schlachtfeld der Nationalmyhten? Nach zwei kurzen Statements der Historiker auf dem Podium – Jesko von Hoegen, Christoph Mick, Igor Kąkolewski und Alvydas Nikžentaitis – diskutierten die Experten mit dem sehr temperamentvollen Publikum; das lebhafte Gespräch zeigte, dass noch einige widersprüchliche Ansichten zur Aktualität und zum Fortwirken der Mythen bestehen; Einigkeit herrschte in der Auffassung, dass man den Mythen immer wieder Fakten entgegensetzen müsse.
Lesen Sie hier eine Zusammenfassung des Vortrags von Alvydas Nikžentaitis über »Die Schlacht von Žalgiris. Mythenbildung in Litauen«.
Beim abschließenden vormittäglichen Workshop zum Thema der möglichen Darstellung der Schlacht in einem gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichtslehrbuch informierte die Historikerin Hanna Grzempa über den Stand der Dinge. Zur Diskussion und den Ergebnissen hier Näheres.
Lesen Sie hier eine Zusammenfassung des Vortrags.
alle Fotos auf dieser Seite: © 2010 Deutsches Kulturforum östliches Europa • A. Afsari
Tagungsberichte
In den nachfolgenden Links finden Sie die Tagungsberichte bzw. Zusammenfassungen der Vorträge noch einmal gesammelt aufgelistet:
Der »deutsche Mythos« Tannenberg von 1914
Zusammenfassung des Vortrags des Kölner Historikers Jesko von Hoegen
Die Rezeption des Grunwaldmythos im 19. Jahrhundert
Zusammenfassung des Vortrags des Historikers Christoph Mick von der University of Warwick
Die Schlacht von Žalgiris. Mythenbildung in Litauen
Zusammenfassung des Vortrags von Professor Alvydas Nikžentaitis, Historiker aus Litauen
Die Schlacht von Grunwald/Tannenberg/Żalgiris im gemeinsamen polnisch-deutschen Lehrbuch
Zusammenfassung des Vortrags von Hanna Grzempa vom Georg-Eckert-Institut, Braunschweig
Tannenberg – Grunwald – Žalgiris 1410–2010
Schlachtfeld der Nationalmythen – Konferenz anlässlich des 600. Jahrestages der Schlacht bei Tannenberg/Grunwald | Bitwa mitów narodowych? – Konferencja z okazji 600. rocznicy bitwy pod Grunwaldem
Erinnern und Entdecken
2010 – zehn Jahre Deutsches Kulturforum östliches Europa | zehn Jahrestage | zehn Veranstaltungen