Basil Kerski erhält das Verdienstkreuz in Gold für Zivilverdienste der Republik Polen
Ariane Afsari
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Basil Kerski nimmt das Verdienstkreuz aus den Händen des polnischen Botschafters, Dr. Andrzej Byrt, entgegen
Basil Kerski während seiner Dankesrede
Der Preisträger (2.v.l.) im Kreise von Freunden und Kollegen: Andreas Lawaty, Direktor des Nordost-Instituts Lüneburg (links), Rafał Rogulski-Pytlak, II. Botschaftssekretär an der Botschaft der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland (2.v.r.), un

Die Stiftung für das Verdienstkreuz, das tatkräftigen Gemeinsinn auszeichnet, erfolgte im Juni 1923 durch den damaligen Staatspräsidenten Polens, Stanisław Wojciechowski, und geht somit auf eine bürgerliche Tradition zurück, die vor der Etablierung eines kommunistischen Systems in Polen ihre Wurzeln hat. Von 1945 bis 1990 setzte die polnische Exilregierung in London die Verleihung des Ordens fort, und 1990 wurden alle während dieser Zeit preisgekrönten Träger des Kreuzes von der Dritten Polnischen Republik anerkannt.

Andrzej Byrt, Botschafter der Republik Polen, war sichtlich erfreut, das Verdienstkreuz in Gold Basil Kerski, dem Chefredakteur des Deutsch-Polnischen Magazins Dialog, verleihen zu dürfen. In seiner herzlichen Einführung apostrophierte er Kerski zunächst in Anführungszeichen als Helden, doch das Pathos des Wortes erwies sich als so treffend unpassend für den Preisträger, dass es wie selbstverständlich von den nachfolgenden Rednern aufgenommen wurde.

Kerski, Sohn eines Iraki und einer Polin, in Danzig aufgewachsen, in Berlin zu Hause, Europäer und Weltbürger, wurde vom ukrainischen Historiker und Journalisten Bohdan Osadczuk in einer spontanen Kurzrede nachträglich geadelt, indem dieser ihn als Aristokraten des Geistes bezeichnete, der sich, was selten sei, schlicht durch seinen Geschmack auszeichne. Diese Eigenschaft befähige ihn, die Dinge im Kern zu erkennen, ohne sich in den am Rande liegenden Details verzetteln zu müssen. Osadczuk, selbst Grenzgänger zwischen den Welten, lebt seit 1941 in Berlin und ist wiederum der Held einer der jüngsten Publikationen Kerskis, des Gesprächsbandes Ein ukrainischer Kosmopolit mit Berliner Adresse. Wie die anderen von ihm herausgegebenen Bücher zeugt auch dieses von den journalistischen und editorischen Qualitäten Kerskis – von seiner unsichtbar lenkenden intensiven Zuhörerschaft sowie seiner klaren Vernunft, die die Vierteljahresschrift Dialog in hohem Maße prägt.

Professor Robert Traba, Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Borussia in Olsztyn, hielt die Laudatio auf seinen langjährigen Freund und Kollegen. Er wies darauf hin, dass Basil Kerski aufgrund seines Weltbürgertums die Auswahl gehabt habe, welcher Kultur er sich besonders widmen wolle, und hob positiv hervor, dass er sich eben nicht nur einer Nation zugewendet, sondern sich als Vermittler zwischen den Staaten und über Grenzen hinweg betätigt habe. In dieser Rolle sei er von eminenter Wichtigkeit für die polnisch-deutschen Beziehungen, denen er aufrichtig und mit großem Erfolg diene.

Basil Kerski schloss seine Dankesrede, in der er seiner Mitarbeiter, Kollegen, Freunde und der Familie gedachte, mit einem Appell an die Vernunft von Albert Camus aus dem Jahr 1940, den er allen Anwesenden ans Herz legte:

»Ich glaube zu wenig an die Vernunft, noch an irgendeine Philosophie der Weltgeschichte, um mich dem Fortschritt zu verschreiben. Doch ich glaube wenigstens daran, dass sich die Menschen über ihr Schicksal immer bewußter geworden sind. Wir haben unsere Lage keineswegs überwunden, aber wir erkennen sie besser. Wir wissen uns in Widersprüche verstrickt, doch wir wissen auch, dass wir diese Widersprüche ablehnen und alles daran setzen müssen, sie zu verringern. Unsere Lebensaufgabe besteht darin, jene Formeln zu finden, die die grenzenlose Angst der Freien mildern. Wir müssen das Zerrissene zusammenfügen, einer so offensichtlich ungerechten Welt die Vorstellung der Gerechtigkeit wiederbringen und den vom Unheil des Jahrhunderts vergifteten Völkern die Bedeutung des Glückes neu schenken. Es ist dies natürlich eine übermenschliche Aufgabe. Doch man nennt jene Aufgaben übermenschlich, die den Menschen lange Zeit kosten, sie zu erfüllen. Das ist alles.

Seien wir uns bewußt, was wir wollen; bleiben wir standhaft und treu dem Geist, selbst wenn die Gewalt, um uns zu verführen, die Gestalt einer Idee oder des Wohlbehagens annimmt. Vor allen Dingen sollen wir nicht verzweifeln. Hören wir nicht auf jene, die mit dem Weltuntergang drohen. Die Zivilisationen sterben nicht so leicht, und sollte auch diese Welt zugrunde gehen, dann nach andern. Es ist wahr, wir leben in einer tragischen Epoche. Doch allzu viele Menschen verwechseln Tragik mit Verzweiflung. ›Das Tragische‹, sagte Lawrence, ›sollte wie ein großer Fußtritt sein, den man dem Unglück versetzt‹. Dies ist ein gesunder Gedanke und sofort anwendbar. Es gibt heutzutage viele Dinge, die diesen Fußtritt verdienen.«
Albert Camus, Heimkehr nach Tipasa (1940)

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