Im November 2004 bot die internationale Tagung »Die Geschichte gemeinsam wieder finden. Wege in die Zukunft.« in Breslau Gelegenheit, um über Fragen der Identität und Geschichte in Grenzländern Europas zu diskutieren. Bei den Podiumsdiskussionen zu Themen wie »Die verlorenen Länder, die gewonnenen Länder. Psychologie des Grenzlandes.« oder »Fruchtbares Zusammenleben – schwierige Nachbarschaft. Das Grenzland als Entwicklungskatalysator und Wiege des Krieges« beschäftigten uns Fragen, die bei jeder Diskussion über die Identität in Mitteleuropa wiederkehren:
- Kann man überhaupt von der Existenz Mitteleuropas sprechen?
- Hat Mitteleuropa eine eigene kulturelle Identität?
- Wie haben sich Jahrhunderte von Kriegen, ethnischen Konflikten, Vertreibungen und Spannungen auf die Herausbildung seiner Regionen und die Identität seiner Bewohner ausgewirkt?
- Gibt es eine vergleichbare Konstruktion der Identität in den Grenzregionen dieses Teils Europas?
Zur Teilnahme und Gestaltung des Programms wurden Vereine, Organisationen und Einzelpersonen, aus Deutschland, Polen, Tschechien, Russland, Weißrussland und der Ukraine eingeladen, die bereits aktiv im Gebiet der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der Kulturvermittlung beiderseits der Grenzen tätig sind.
Die Konferenz teilte sich in zwei Blöcke auf: zwei Plenarsitzungen (zu Beginn und am Ende der Tagung) und die Arbeit in Arbeitsgruppen.
Die Tagung, die als reine Arbeitstagung konzipiert war, verzichtete bewusst auf längere Referate (mit Ausnahme des Eröffnungsvortrages »Fragen aus den Grenzregionen« von Prof. Dr. Andrzej Zawada), die Organisatoren hatten stattdessen einige Personen aus verschiedenen Grenzregionen darum gebeten, innerhalb von maximal zehn Minuten Thesen über die Spezifik ihrer Region zu formulieren.
An diese Erfahrungen knüpfte und besprach gemeinsam die Geschichte und die aktuelle Lebenswirklichkeit in ausgewählten Regionen Europas. Diskutiert wurden verschiedene Problemfelder, die sich einerseits wiederholen und andererseits spezifisch sind für die jeweilige Region.
Während der Arbeitsgruppensitzungen hatten alle Teilnehmer die Gelegenheit, ihre Programme oder Projekte vorzustellen und Erfahrungen der Anderen zu diskutieren.
Die Kreisauer Tagung machte die Notwendigkeit weiterer Arbeitstreffen und –tagungen deutlich, um die Spezifika einzelner Regionen, deren Geschichte, Identität und Kulturtraditionen, zu besprechen und Wege in die Zukunft zu skizierren.
»Abgerundet« wurde die Tagung, die in einer weinachtlich-winterlichen Kulisse stattfand, mit der Präsentation zweier Filme von Ute Badura – Schlesiens wilder Westen und An uns ist alles besonders. Eine Schulklasse aus Schlesien – sowie mit einer Lesung des polnischen Autors Marek Krajewski, der seine Krimiromane Tod in Breslau und Weltuntergang in Breslau präsentierte.