Band 40 der Studien zur Ostmitteleuropaforschung
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»This book tells a story of urban modernization on the peripheries of the two nineteenth century empires, examines how people at the time imagined a ‘European city’ and how they strived to fulfill this ideal. At the same time this monograph demonstrates how nationalism became part of this development and why it was resisted. It also explains how various actors played the nationalist card to achieve very different goals.

This study of urban development also shows how local politics often defied well-known nationalist scripts: A German mayor of Posen condemned Germanisation politics of the Prussian government, whereas Cracow’s media celebrated technical novelties in city theatre building, rather than national decorations. The comparative perspective shows not only similarities and differences of the symbolic regimes in the Hohenzollern and Habsburg monarchies, but also how nationalism was merely part of a bigger picture and can be properly understood only together with class, religion and other political factors. Last but not least, this book challenges common assumptions about the irrational nature of national commemorations and symbolic politics in general, showing why various state and private actors engaged in such enterprises and what they could gain from it.

After graduating in history in 2011 from the University of Dundee, Scotland and in the same year from the Jagiellonian University, Poland, Piotr Kisiel pursued his PhD at the European University Institute, Italy where he defended his dissertation in January 2016. It derives from not only his MA thesis about German national monuments in the 19th century but also from his knowledge gained while studying law at the Jagiellonian University (graduate 2009). In April 2018 he began his post-docs research project at the Institute for Advanced Study Konstanz. His academic interests focus on nationalism, social identities and symbolic politics, as well as Central and Eastern European history.

Die Studie beschäftigt sich mit symbolischen Stadtlandschaften in vier Städten in Preußen und Österreich-Ungarn (in der Habsburgermonarchie) im Zeitraum von 1867 bis 1914. Nach einer theoretischen Einführung zu Symbolpolitik und der Konstruktion kollektiver Erinnerung folgen drei Kapitel, die sich mit den Schlüsselelementen von ›Stadt-Texten‹, Straßennamen, Denkmäler und Architektur öffentlicher Gebäude, beschäftigen. Die anschließenden Kapitel führen aus, wie die öffentliche Reaktion/Antwort auf die Umgestaltung der vier Städte in der untersuchten Zeitspanne war. Abschließend werden die Argumentationsfäden zusammengeführt und Ausblicke für weitere Untersuchungen gegeben.

Mithilfe einer Vielzahl unterschiedlicher Primärquellen (Verwaltungsakten, Zeitungen, Telefonbücher, Karten, ikonografisches Material/Bilder) konnten die symbolischen Raumzeichen herausgearbeitet werden, die anzeigen, wer involviert war in ihre Entwicklung und Etablierung, wo sie platziert waren und welche Informationen/Nachrichten sie transportierten. Diese Prozesse herauszuarbeiten erlaubt nicht nur ein besseres Verständnis dafür, wie sich die Definitionen von deutscher und polnischer nationaler Gemeinschaft im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderten, sondern auch, wie unterschiedliche soziale, ökonomische und politische Umstände die verschiedenen nationalen Kategorien beeinflusst haben. Darüber hinaus gibt die symbolische Sphäre genauen Einblick in die Machtverhältnisse auf kommunaler wie staatlicher Ebene.

Das Buch erzählt die Geschichte städtischer Modernisierung an der Peripherie zweier Imperien des 19. Jahrhunderts und arbeitet heraus, wie die Menschen sich in dieser Zeit eine ›europäische Stadt‹ vorstellten und wie sie versuchten, diesem Ideal nahezukommen. Gleichzeitig zeigt die Monografie, wie der Nationalismus in diese Entwicklung hineinwirkte und warum ihm zu widerstehen war. Es wird dargestellt, wie verschiedene Akteure den Nationalismus einsetzten, um ihre Ziele zu erreichen.

Die Studie zur Stadtentwicklung zeigt auch, wie Lokalpolitiker bekannten nationalistischen Mustern trotzen: Der deutsche Bürgermeister von Posen verurteilte die Germanisierungspolitik der Preußischen Regierung, und Krakaus Medien feierten technische Errungenschaften am Bau des Stadttheaters anstelle nationaler Ausschmückungen.

Die vergleichende Perspektive des Buches zeigt nicht nur Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regime-Symbolik in den Hohenzollern und Habsburger Monarchien, sondern legt auch dar, wie Nationalismus gemeinsam mit Klasse, Religion und anderen politischen Faktoren als Teil eines größeren Ganzen verstanden werden kann. Abschließend stellt die Studie die Herausforderungen zwischen allgemeinen Annahmen über die irrationale Ausgestaltung nationaler Erinnerung und Symbolpolitik im Ganzen dar und zeigt auf, wie verschiedene staatliche und private Akteure versuchen, daraus Gewinn zu schlagen.«
(Quelle: Herder-Institut)

Kisiel, Piotr Szczepan: Politics of Space in Prussian and Austrian-Hungarian Cities, Band 40 der Reihe Studien zur Ostmitteleuropaforschung, 228 S., X, Marburg 2018
43,00 €, ISBN: 978-3-87969-430-3