Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin der Geschichtswerkstatt Schlesien Mitte Februar 2009 in Nysa (Neiße)
Von Martina Kaplanek

Gruppenfoto aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie der Organisatoren, Alina Dittmann und Lisa Schönenberger (vorn, 1. und 2. von links)Gruppenfoto aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie der Organisatoren, Alina Dittmann und Lisa Schönenberger (vorn, 1. und 2. von links)

Teilnehmerinnen Hedwig Lamm (l.) und Lydia Schytke beim TandemgesprächTeilnehmerinnen Hedwig Lamm (l.) und Lydia Schytke beim Tandemgespräch

Nachdem eine holprige Busfahrt durch die schlesische Schneelandschaft überstanden und das Diözesanhaus im Herzen von Nysa (Neiße) schnell gefunden und bezogen war, konnte das Abenteuer beginnen. Selbstverständlich war ich gespannt, wie die kommenden Tage verlaufen würden und viele Fragen beschäftigen mich: Welche Lebensläufe haben die anderen Teilnehmer? Werden Jung und Alt eine gemeinsame Gesprächsbasis finden? Wie würden die 4-Augen-Gespräche und die Diskussionsrunden verlaufen?

Jeder Teilnehmer sollte Gegenstände mitbringen, die er mit Schlesien verbindet – hier die gerettete alte Türklinke eines Hauses in Schlesien und die Zeitung »Schlesische Landespost«Jeder Teilnehmer sollte Gegenstände mitbringen, die er mit Schlesien verbindet – hier die gerettete alte Türklinke eines Hauses in Schlesien und die Zeitung »Schlesische Landespost«

Das gemeinsame Abendessen und die darauf folgende Vorstellungsrunde an Hand mitgebrachter Gegenstände ermöglichten ein erstes Kennen lernen in angenehmer Atmosphäre. Beeindruckend was sich für Lebensgeschichten hinter Türschlössern, Kinderbüchern und Schwarz-Weiß-Photografien verbergen.

Teilnehmer Piotr Migus (l.) und Adolf Kühnemann beim TandemgesprächTeilnehmer Piotr Migus (l.) und Adolf Kühnemann beim Tandemgespräch

Am zweiten Tag begannen nach einer kurzen Einführung in die Oral-History die ersten Gespräche, bei denen sich zwei gleichaltrige Personen aus dem gleichen Land begegneten. Meine Interviewpartnerin und ich stellten mit Erstaunen, aber auch ein wenig Erschrecken fest, dass wir – zwei Fremde – so viele Parallelen im Lebenslauf besitzen.

In den Einzelgesprächen kamen viele Parallelen im Lebenslauf zum VorscheinIn den Einzelgesprächen kamen viele Parallelen im Lebenslauf zum Vorschein.Dieselben Resultate zeigten sich auch im zweiten Interview, bei welchem sich Jung und Alt aus dem gleichen Land gegenübersaßen und beim dritten Interview, in welchem ich mich mit einer jungen Polin austauschen konnte. Natürlich waren diese Parallelen auf jeweils unterschiedlichen Ebenen, wie beispielsweise dem Bildungsweg, den Sitten und Bräuchen der eigenen Familie oder den eigenen beruflichen Zukunftsvorstellungen gegeben.

Autorin (und Teilnehmerin an der Geschichtswerkstatt) Roswitha Schieb (2.v.r.) bei der Lesung aus ihrem Buch »Reise nach Schlesien und Galizien«Autorin (und Teilnehmerin an der Geschichtswerkstatt) Roswitha Schieb (2.v.r.) bei der Lesung aus ihrem Buch »Reise nach Schlesien und Galizien«

Eines der schriftlich festgehaltenen Ergebnisse der Eindrücke der GeschichtswerkstattEines der schriftlich festgehaltenen Ergebnisse der Eindrücke der Geschichtswerkstatt

Sehr genossen habe ich auch die Diskussionen in großer Runde, die sich den Interviews anschlossen, da ein respektvoller Austausch zwischen Jung und Alt stattfand und einen Blick über den Tellerrand der eigenen Meinung ermöglichte. Selbstverständlich gilt es auch das Rahmenprogramm nicht zu vergessen. Eine Stadtführung durch das winterliche Neiße, der Dokumentarfilm Schlesiens wilder Westen. ein Heimatfilm von Ute Badura und eine interessante Lesung von Roswitha Schieb ermöglichten, dass wir vier Tage lang auf den individuellen Pfaden deutsch-polnischer Lebensläufe wandeln durften.