Neun Jahrhunderte deutsch-ungarischer Austausch
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Fünfkirchen: Blick auf den Dom

Fläche: 93.036 km²
Einwohner: 10,0 Mio.
Hauptstadt: Budapest
Amtssprache: Ungarisch
Währung: Forint

Deutsche Siedler prägten das Land

Seit der Gründung des christlichen Königreichs Ungarn um das Jahr 1000 durch Stephan den Heiligen bestanden enge Bindungen zum deutschen Sprachraum. Für Bergbau, Handwerk und Militär warb man deutsche Fachkräfte an. Bald prägten diese auch Handel und Städtewesen und erhielten als Siedlerverbände im 12. und 13. Jahrhundert ganze Regionen verliehen. Während des Mittelalters bildeten die deutschen Siedler neben den Ungarn wahrscheinlich die größte Einwohnergruppe des Reiches. Sie prägten über die Frühe Neuzeit hinaus die Städte. In Teilen Siebenbürgens, Oberungarns (heute Slowakei) und an der Grenze zu Österreich, im Burgenland, waren die Siebenbürger und die Zipser Sachsen in allen sozialen Schichten vertreten. Die Wiederbesiedlung Ungarns nach den Türkenkriegen brachte neue deutsche Siedlergruppen vor allem in den Süden und in die zentralen Regionen des Landes. Die sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts allmählich radikalisierende Magyarisierungspolitik verringerte die Zahl der Deutschen in Ungarn und verschlechterte das Verhältnis zum Staatsvolk erheblich. Diese Politik wurde im »Rumpfungarn« – denn Ungarn ging aus dem Ersten Weltkrieg um zwei Drittel verkleinert hervor – der Zwischenkriegszeit etwas abgemildert fortgeführt. Rund die Hälfte der Ungarndeutschen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben. Erst ab den 1960er-Jahren erfuhr die Politik eine teilweise Wende, seitdem wird die sprachliche und kulturelle Vielfalt in Ungarn wieder anerkannt und gefördert.

Sehenswerte historische Stadtkerne

Das über Jahrhunderte hin fruchtbare Zusammenwirken von Deutschen und Ungarn lässt sich vor allem in den historischen Stadtkernen des gesamten Donau-Karpaten-Raumes erkennen. Regionale Schwerpunkte bestehen im heutigen Ungarn in Ödenburg (ungarisch Sopron), der einzigen Stadt Ungarns, in der das Deutsche einen offiziellen Status genießt, in Budapest und Umland sowie in Fünfkirchen (ungarisch Pécs) und in der »Schwäbischen Türkei« im Süden Ungarns.

Deutsche Bevölkerung

1910 (Königreich Ungarn ohne Kroatien): 1,90 Mio. (10,4 Prozent).
1930 (Trianon-Ungarn): 478.630 (5,5 Prozent).
2001 (Ungarn): 62.233 (0,6 Prozent).

Unser Tipp

Die Museen in Fünfkirchen.

Literatur

Aknai, Tamás: Fünfkichen | Pécs. Ein kunstgeschichtlicher Rundgang durch die Stadt unter dem Mecsekgebirge. Regensburg 2009.

Gaudlitz, Frank: Casa mare. Ostfildern 2009.

Links

Das Donauschwäbisches Zentralmuseum in Ulm

Das ungarndeutsche Kultur- und Informationszentrum in Budapest

Das Lenauhaus in Pécs

Der Blog der Stadtschreiberin Fünfkirchen/Pécs

Das ungarndeutsche Wochenblatt Neue Zeitung